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Mit Stupsern steuern
Führungskräfte können schon mit kleinen Nudges viel bewirken, zum Beispiel mit einem sichtbarem Obstkorb Beschäftigte zur gesunden Ernährung bewegen. © Raufeld Medien

Führungskultur : Mit Stupsern steuern

Mit der Nudging-Methode können Führungskräfte viel für die Gesundheit ihrer Beschäftigten tun. So funktioniert die Methode.  

Ein Obstkorb mitten im Büro, aus dem sich alle Beschäftigten bedienen können, sieht nicht nur hübsch aus. Er sorgt auch dafür, dass der Snackautomat seltener genutzt wird – vorausgesetzt, dieser steht abgelegener als der Obstkorb.

Woran das liegt, ist leicht erklärt: Wir entscheiden uns für gewöhnlich für die Option, die uns am bequemsten erscheint. Statt bis zum Snackautomaten zu laufen, greifen wir dann doch eher zur gesunden Nascherei, an der wir ohnehin vorbeikommen.

Unbewusste Entscheidungen beeinflussen

Dabei ist der Mensch eigentlich ein rationales Wesen: Wir sind fähig, uns darüber zu informieren, was gut und was weniger gut für uns ist. Dennoch treffen wir nur 20 Prozent unserer alltäglichen Entscheidungen bewusst, wie die Verhaltensforschung ergab. 80 Prozent sind hingegen impulsgesteuert und emotional – im Zweifelsfall wider besseren Wissens.

Beim Nudging (sanftes Stupsen) setzt die Wissenschaft auf diese Erkenntnisse. Denn durch diese Methode ist es möglich, Entscheidungen durch kleine, äußere Anreize in die gewünschte Richtung zu lenken. Sogenannte Nudges können in Organisationen und Unternehmen dazu beitragen, sicherheitsbewusstes Verhalten am Arbeitsplatz zu stärken oder die Gesundheit der Beschäftigten zu verbessern.

Zum Weiterlesen

Der iga.Report 38 nimmt Nudging genau unter die Lupe und geht dabei den Fragen nach: Wie können Unternehmen kleine Stupser bei der betrieblichen Gesundheitsförderung und der Prävention einsetzen?

Für gesundes Verhalten

Führungskräfte können schon mit kleinen Nudges viel bewirken: So können sie zum Beispiel mit dem eingangs erwähnten Nudge – dem gut sichtbaren Obstkorb – dazu beitragen, dass sich ihre Mitarbeitenden gesünder ernähren. Ein anderes Beispiel: Die Fitness der Mitarbeitenden lässt sich ankurbeln, wenn das Treppensteigen attraktiver erscheint als die Fahrt mit dem Aufzug.

Um dies zu erreichen, können Führungskräfte das Treppensteigen als innerbetrieblichen, sportlichen Wettbewerb inszenieren. Aufgabe könnte sein, möglichst schnell eine bestimmte Anzahl an Treppenstufen zu laufen, beispielsweise eine Summe, die einer Besteigung des Mount Everest entspricht. Motivierend für die Beschäftigten ist es, wenn auch Führungskräfte zu dem Wettkampf antreten.

Gegen Vergesslichkeit

Auch beim Arbeitsschutz kann Nudging helfen. Stellen wir uns vor, dass Mitarbeitende wiederholt ihre Schutzhandschuhe nicht tragen. Den subtilen Anstupser können ein Spiegel und ein Plakat geben, auf dem eine handschuhtragende Person abgebildet ist.

Plakat und Spiegel werden genau dort angebracht, wo die Beschäftigten für gewöhnlich ihre Schutzkleidung anlegen. Die Mitarbeitenden werden sich im Vorbeigehen im Spiegel anschauen und instinktiv ihr Spiegelbild mit der Abbildung vergleichen. Der Effekt: Die fehlenden Handschuhe fallen sofort auf, was die Person daran erinnert, diese noch anzuziehen. Am besten liegen die Handschuhe griffbereit, sodass die Vergesslichen gleich nachbessern können.