topeins 4/2021

fünf Tage vergangen, bis wir in die be- troffenen Archive gelangen konnten. Wir gingen daher pauschal davon aus, es mit starker Verschmutzung und ge- sundheitsschädlichem Schimmel zu tun zu bekommen“, berichtet Matthias Senk, der die Hilfseinsätze koordinier- te. Denn Schimmelpilzsporen können Allergien auslösen, Organe schädigen und gar Krebs erzeugen. Archivgut und Beschäftigte schützen Dramatische Verhältnisse wie nach der Flutkatastrophe sind inArchivendieAus- nahme. Häufiger sind es kleinereWasser- schäden – etwa infolge eingedrungener Luftfeuchtigkeit oder eines Rohrbruchs –, die die Archivgüter inMitleidenschaft ziehen. Doch auch dann ist mit Schim- melbildung zu rechnen.Wiemit kontami- niertemArchivgut umzugehen ist, sollte daher in Schulungen vermittelt werden. Dazu zählt, dass kontaminiertes Archiv- gut – feuchtes wie trockenes – vor der Bearbeitung und Einlagerung dekonta- miniert werden muss. Aber auch, dass stets die passende Maske getragen wer- den sollte, um die gesundheitsschädli- chen Pilzsporen nicht einzuatmen. Ansonsten gilt: Je besser das Archiv- gut vor Schimmelbefall geschützt ist, desto besser für die Beschäftigten. Da- bei spielt das Raumklima im Gebäude und in den Archivräumen eine große Rolle: „Im Magazin, wo das Archivgut gelagert wird, sind Dauerarbeitsplät- ze zu vermeiden. Dafür ist es zu kühl“, sagt Andreas Krieger, Hauptabteilung Prävention der Unfallkasse Nordrhein- Westfalen. Denn idealerweise herr- schen imMagazin 18 Grad Celsius, plus/ minus zwei. Die relative Luftfeuchte sollte laut TRBA 240 (siehe Randspalte) 50 Prozent betragen, plus/minus fünf Prozent. Dann haben es Mikroorga- nismen wie Schimmelpilze besonders schwer. In unklimatisierten Büros vari- iert die relative Luftfeuchte hingegen und beträgt je nach Jahreszeit undWetterlage zwischen 30 und 70 Prozent. Beschäftigte sollten die Magazine von Archiven und Bibliotheken nur betre- ten, um Archivgut herbeizuschaffen oder zurückzubringen. Die Arbeit mit den Archivalien erfolgt imLesesaal oder in den Büros. „Hier gelten dann die Be- stimmungen und Regeln für Bildschirm- und Büroarbeitsplätze“, so Krieger. Beschädigtes Archivgut lässt sich zum Glück oft noch retten. Allein in Bad Münstereifel wurden rund 30.000 Ar- chivkartons mit Unterlagen geborgen. Diese wurden vor Ort an der frischen Luft gereinigt, in Folie verpackt und schockgefroren. Nun lagern sie bei mi- nus 25 Grad Celsius in einem Kühlhaus. Akuten Schimmelbe- fall wiesen Bücher im Stadtarchiv Kall auf. Bei verschmutztem Archivgut braucht es Einmalkittel, Einmalhandschuhe und die passende Maske. Klicktipps für Führungskräfte → Einen Überblick über Rege- lungen des Arbeitsschutzes in Archiven und Bibliotheken bietet die PIN 32 der Unfall- kasse Nordrhein-Westfalen. unfallkasse-nrw.de Webcode: S0285 → Besteht bei Tätigkeiten mit kontaminiertem Archiv- gut die Gefahr, dass Biostof- fe frei werden, ist die TRBA 240 „Schutzmaßnahmen bei Tätigkeiten mit mikrobiell kontaminiertem Archivgut“ anzuwenden. Durch sie soll sichergestellt werden, dass Beschäftigte nicht mit diesen Stoffen in Kontakt kommen. baua.de > Angebote > Rechtstexte- und Techni- sche Regeln → Die DGUV Information 215-410 „Bildschirm- und Bü- roarbeitsplätze – Leitfaden für die Gestaltung“ beschreibt, wie Arbeitsplätze in Archiven einzurichten sind, die Bild- schirm- und Büroarbeitsplät- zen gleichkommen. publikationen.dguv.de Webcode: p215410 → Wichtige Fragen zum Raumklima beantwortet die DGUV Information 215-520. publikationen.dguv.de Webcode: p215520 → Zur Notfallvorsorge im Archiv hat das LVR-Archivbe- ratungs- und Fortbildungs- zentrum einen Film gedreht, der unter anderem auf Brand und Wassereinbruch eingeht. youtube.com > Suchbegriff: „Schützen, sichern, bergen“ VERANTWORTLICH FÜHREN 15 4 | 2021 top eins

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