topeins 1/2022

GESUND BLEIBEN 25 1 | 2022 top eins Herr Prof. Dr. Schuss, was genau ver­ stehtmanunter einemBandscheiben­ vorfall? Man kann sich die Bandscheiben wie weiche Puffer vorstellen, die zwischen den einzelnenWirbelkörpern liegen. Sie sind zwiebelartig aufgebaut, bestehen aus Bindegewebe und verleihen der Wir- belsäule Flexibilität. Mit zunehmendem Alter und aufgrund von körperlicher Be- lastung nutzen sich Bandscheiben je- doch ab und trocknen aus. Dann kann es passieren, dass der äußere Ring der Bandscheibe reißt, das Innere hinaus- rutscht und dabei die abgehenden Ner- venwurzeln in dem Bereich einklemmt. Am häufigsten tritt dies im Bereich der Lendenwirbelsäule auf. Wie fühlt sich ein Bandscheiben­ vorfall an? Typisch sind ausstrahlende Schmerzen, meistens bis in die Beine oder Füße. Weil sich der Schmerz entlang eines Nervs ausbreitet, können Betroffenemeist ganz genau bestimmen, wo sie ihn spüren. Nach demSchmerz folgt häufig auch ein Taubheitsgefühl. Betroffene beschreiben es als Kribbeln, in etwa so, wie wenn ein Arm oder ein Bein eingeschlafen ist. Ein weiteres Symptom ist Kraftverlust. Mitunter kann der Nerv nämlich so ge- schädigt sein, dass Nervenimpulse nicht mehr bei denMuskeln ankommen. Diese drei Symptome – Schmerzen, Taubheit und Kraftverlust – können gleichzeitig auftreten und sich überlagern. Im Be- reich der Hals- oder Brustwirbelsäule kann auch das Rückenmark selbst be- einträchtigt sein. Was kann einen Bandscheibenvorfall verursachen? Bandscheibenvorfälle gehören zu den degenerativenWirbelsäulenerkrankun- gen. Der Hauptfaktor ist fortschreitendes Alter. Der zweite entscheidende Faktor ist eine zu starke einseitige Belastung der Wirbelsäule. In bestimmten Berufs- gruppen gibt es daher ein erhöhtes Risi- ko für Bandscheibenvorfälle. Klassische Beispiele sind Beschäftigte, die Bus oder Lkw fahren, weil sie regelmäßig Erschüt- terungen und Vibrationen ausgesetzt sind. Ebenfalls betroffen sind Beschäf- tigte auf Baustellen, die häufig schwere Lasten tragen, oder Büroangestellte, die den ganzen Tag in einer falschen Hal- tung vor dem Computer sitzen. Das be- deutet nicht, dass diese Berufsgruppen in jedemFall einen Bandscheibenvorfall bekommen. Aber es besteht eben ein ge- wisses Risiko. Was können Führungskräfte tun, um dieses Risiko für ihre Beschäftigten zu minimieren? Sie können das Arbeitsumfeld anpassen, umdie Belastungen für die Mitarbeiten- den zu verringern. Je nach Berufsgrup- pe sind unterschiedliche Maßnahmen denkbar: ergonomische Schreibtisch- stühle in Büros, gefederte Sitze in >> Mit zunehmendem Alter steigt das Risiko für einen Bandscheibenvorfall . Aber auch Beschäftigte bestimmter Berufe sind besonders gefährdet. Was Führungskräfte für ihre Belegschaft tun können, verrät Prof. Dr. Patrick Schuss, Direktor der Klinik für Neurochirurgie am BG Klinikum Unfallkrankenhaus Berlin. Prof. Dr. Patrick Schuss, Direktor der Klinik für Neurochirurgie am BG Klinikum Unfall- krankenhaus Berlin BG Kliniken

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