topeins 1/2022

E ben habe ich erst mal eine Pause gemacht. So konnte ich mich vor einem unangenehmen Job drü- cken. Weil mein Gehirn in dieser Pause kreativ sein konnte, ist mir dort ein- gefallen: Jetzt ziehe ich mal in der Ko- lumne so richtig über Pausen her. Alles Positive ist ja auch schon längst gesagt, ja, wer findet Pausen eigentlich doof und möchte sie nicht? Diese – sofern überhaupt vorhandene – Minderheit will ich hier endlich einmal unterstüt- zen und dabei aufräumen mit all den angeblichen Vorteilen. Erstens: Pausen fördern Kreativität. Eben, das braucht wirklich kein Mensch bei der Arbeit. Kreativität bringt nur al- les durcheinander und ist was für Start- ups und Gamedesign. Immer weiter so wie bisher, das bringt Stabilität und ver- unsichert keinen. Zweitens: Pausen bringen Erholung, danach kann man sich viel besser kon- zentrieren. Nichts da – Pausen bringen einen nur raus aus der Konzentration. Endlich kommt niemand reingelatscht, keine Anrufe klingeln oder Mails pie- pen. Geschwind konnte ichmich an eine schwierige Aufgabe setzen – und da soll ich eine Pause machen? Weil das Zeugs davor so lange gedauert hat? Kommt nicht in die Tüte. Weitermachen. Pau- sen kosten nur Zeit in meinem durchge- In den großen und kleinen Verschnaufpausen finden Führungskräfte und Beschäftigte vermeintlich Bewegung, Zerstreuung und Co. Welch eine Zeitverschwendung, findet Imke König. Ist der soziale Kit, den Pausen bringen, nicht völlig überbewertet? planten Tagesablauf, das sagt auchmein Karrierecoach. AmEnde des Tages kann ich immer noch zumEntspannungskurs eilen. Schnell noch vorher fertig werden! Drittens: Pausen dienen der körperlichen ErholungundErnährung. Dazubrauchen Sie nunwirklich keine Pausen. Ein Steh- tisch, ein Sitzball oder ein Laufgerät wäh- rend der Online-Konferenz tun es auch. Das geht alles gleichzeitig bei der Arbeit. Und Essen sowieso. Machen Sie es doch wie in der Softwareentwicklung, was da Schönes auf demTisch steht: Konserven mit Bohnen, kalorienreiche Snacks und Getränke. Hält schön lange vor! Viertens: In Pausen werden Sozial­ kontakte bei der Arbeit gepflegt. Also wirklich – das können Sie sich für Ihr Privatleben aufheben. Es zeigt sich doch gerade, wie schön Sie allein zu Hause am Laptop arbeiten können! Was das alles an Zeit spart, das Gerede und Geplauder über unwichtige Dinge au- ßerhalb der Arbeit. Was? Sie haben da auch durchaus über Berufliches gere- det? Siehe nächster Punkt. Fünftens: In Pausen kannman auchmal informell einiges klären. Quatsch mit Soße. Das ist ineffizient und reine Zeit- verschwendung, und dann wird noch dauernd die Pausenzeit überzogen. So ist es doch wirklich, dass da eine Horde Kolleginnen und Kollegen sitzen und viel zu viel Privates erzählen. Das führt dann später wieder zu Ärger und Mobbing. Viel zu kuschelig, viel zu NETT. Dann wollen später noch alle wieder ins Büro kommen, wo wir doch gerade so schö- ne Homeoffice-Plätze eingerichtet haben und Büroflächen verkleinern wollten. Jetzt mache ich erst mal eine Pause. Sie können ja derweil schön weiterarbeiten, jetzt, wo Sie endlich wissen, wie unnö- tig und schädlich Pausen wirklich sind. Bedanken Sie sich nicht bei mir, son- dern bei Ihrer Physiotherapeutin oder Ihrem Psychotherapeuten. Da können Sie Pause machen. Wer braucht schon Pausen ? Imke König ist Diplom- Psychologin, Psycho- therapeutin und Coach. In ihrer top eins -Kolumne gibt sie Führungskräften Tipps für eine ausge­ wogene Work-Life-Balance und effizientes Stressmanagement. Illustration: Raufeld Medien 30 SERVICE top eins 1 | 2022

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