topeins 1/2022

F ünf Stufen führen hinauf auf ein schmales Podest und ei- nen Holzbohlengang. Hun- dert Meter ist er lang. Dann ist endlich der U-Bahnzug auf dem Aufstellgleis erreicht. Wege wie diesen zurückzulegen, ist für einige Fahrdienstbeschäftigte der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) normal. Denn nur so gelangen sie vor Dienstantritt zu ihren Fahrzeugen, die in Tunneln oder unter freiem Himmel bereitste- hen. Ungefährlich ist das keinesfalls. „Bei einem Drittel unserer Unfälle han- delt es sich um sogenannte Trittunfäl- le, die auf demWeg zur Arbeit und auf Dienstwegen geschehen“, sagt Jürgen Krawiec, leitender Sicherheitsingenieur bei der BVG. Seit 1995 ist er bei dem Ver- kehrsunternehmen im Arbeitsschutz beschäftigt, aktuell mit einem Team von elf Fachkräften für Arbeitssicher- heit. Rund 6.500 Fahrdienstbeschäf- tigte arbeiten zurzeit bei dem kommu- nalen Verkehrsbetrieb. „Neben dem persönlichen Leid der Betroffenen ziehen Stolper- und Sturzunfälle meist lange Ausfallzeiten und damit einher- gehende Kosten nach sich“, gibt Krawiec zu bedenken. Deshalb sensibilisiert die BVG ihre Beschäftigten regelmäßig in Schulungen und Unterweisungen für die Gefahren auf Dienst- und Arbeits- wegen. Unter anderem kommt dabei ein selbst gezimmerter und transportierba- rer Stolperparcours zum Einsatz. Er be- steht aus verschiedenen, teils unebenen Untergründen und sogar Treppenstu- fen mit unterschiedlichen Stufenweiten sowie abgebrochenen Kanten. „Das ist auf den ersten Blick vielleicht einfach zu überwinden. Aber wenn jemand noch ein Handy in der Hand hält oder durch die Gegend schaut anstatt auf denWeg, stolpert man doch schnell oder rutscht aus“, so Krawiec. Der Parcours führt ein- drücklich vor Augen, wie viel sicherer Beschäftigte ganz ohne Ablenkung un- terwegs sind. Verkehrssicherheit oft vernachlässigt Nicht alle Betriebe agieren so vorbildlich wie die BVG. In einer aktuellen Umfrage der Deutschen Gesetzlichen Unfallver- sicherung (DGUV) gaben mehr als die Hälfte der Befragten an, dass der Arbeits- weg nicht Thema betrieblicher >> Verunfallen Beschäftigte auf Dienst- und Arbeitswegen, fallen sie oft lange aus. Zwei kommunale Betriebe zeigen, wie Führungskräfte ihr Team für sicheres Verhalten im Straßenverkehr motivieren können. VON ISABELLE RONDINONE auf allen Wegen TIPPS Verkehrssicherheit im Team thematisieren 1 Dienstvereinbarung oder -anweisung treffen: auf der Fahrt keine Telefonate tätigen oder ausschließ- lich mit Freisprechanlage 2 Aktions- und Informati- onsveranstaltung: bei- spielsweise gemeinsa- mer Reifenwechsel oder Fahrrad-Check, Vorträge durch Fachleute 3 Führungskräfte als Vor- bild: auf dem Fahrrad Helm, festes Schuhwerk und helle Kleidung, auf Arbeitswegen nicht er- reichbar sein 4 Schutzkleidung: Warn- westen und Fahrrad­ helme an Beschäftigte kostenfrei verteilen 5 Mitarbeiterbefragung : anhand der Angaben, wie Beschäftigte zur Ar- beit kommen, Präventi- onsmaßnahmen festlegen ZUM WEITERLESEN So wirken sich Emotionen auf das Fahrverhalten aus topeins.dguv.de > Suche > Emotionen am Steuer TITELTHEMA 9 1 | 2022 top eins

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