topeins 1/2024

Sich(er ) verstehen S tellen Sie sich einmal vor: Eine Abteilungsleiterin, ein Sicher- heitsbeauftragter und zwei Beschäftigte sitzen zusammen und überlegen, wie sie die Kolleginnen und Kollegen dazu bewegen können, die Trittleiter zu benutzen, um ans oberste Regal zu gelangen – anstatt den wack- ligen Bürostuhl. „Die Trittleiter sollten wir möglichst weit von den Regalen entfernt aufbewahren, am besten im Keller“, sagt die eine. „Und dass wir eine Aufstiegshilfe haben, verraten wir niemandem“, regt die andere an. Der Sicherheitsbeauftragte wirft ein: Alles eine Frage der Perspektive Mitten am Arbeitstag auf gute Ideen zu kommen, ist eine Kunst. Nicht allen fällt es leicht, dafür kurz den Alltagstrott zu vergessen und den Gedanken freien Lauf zu lassen. Garantiert raus aus der Routine geht’s mit der Kopfstandmethode . Einfach mal ausprobieren! Hindernisse und negative Einflussfak- toren zu identifizieren. Gerade in dieser ungewöhnlichen Herangehensweise liegt aber das Geheimnis der Methode. Denn für mehr Kreativität und Einfalls- reichtum tut es einfach gut, die gewohn- ten Denkpfade zu durchbrechen und ein vielleicht schon vielfach durchdachtes Thema aus einer unüblichen Perspek- tive zu betrachten. Darüber hinaus mo- tiviert die Kopfstandmethode genau zu dem, was wir alle am besten können, aber nur selten dürfen: das Worst-Case- Szenario ausmalen – und zwar in den schillerndsten Farben. DAS PROBLEM AUF DEN KOPF STELLEN Um mit der Kopfstandmethode zu star- ten, braucht es als Erstes eine passend formulierte Ausgangsfrage: „Was kön- nen wir tun, damit wir uns in den Pau- sen auf gar keinen Fall entspannen?“ Damit könnten Sie in der Brainstorm- Runde nach Ideen für eine bessere Pausenkultur suchen. „Wie halten wir Menschen davon ab, sich bei uns zu bewerben?“ Danach fragen Sie, wenn das Recruiting optimiert werden soll. Der Ablauf unterscheidet sich ansons- ten kaum vom gewöhnlichen Brain- storming. Die Teilnehmenden sind aufgefordert, ihre Ideen einzuwerfen, während eine vorher ausgewählte Per- son diese notiert. Zum Schluss geht es dann wieder auf die Füße: Die Ideen werden ins Positive gedreht und im besten Fall umgesetzt. „Wir brauchen ein Plakat, das zur Ver- wendung des Bürostuhls aufruft!“ Alle lachen, die Stimmung ist gelöst. Die Vorgesetzte schreibt fleißig mit – so viel Eifer hat sie in einer Brainstorming- Runde schon lange nicht mehr erlebt. UNERWARTETE ERGEBNISSE HERAUSKITZELN Was hier zum Einsatz kommt, ist die so- genannte Kopfstandmethode. Sie stellt Brainstorming im wahrsten Sinne des Wortes auf den Kopf. Statt nämlich nach echten Lösungen und Verbesserungspo- tenzialen zu suchen, gilt es zunächst, VERANTWORTLICH FÜHREN 13 1 | 2024 top eins Illustration: raufeld Tipps für die perfekte Brainstorm-Runde: topeins.dguv.de > Führungskul­ tur > Erfolgreich brainstormen

RkJQdWJsaXNoZXIy NTMzMTY=