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Desksharing und persönliche Ausstattung
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Kolumne : Desksharing und persönliche Ausstattung

Feste Arbeitsplätze gehören immer häufiger der Vergangenheit an. Imke König fragt sich, wie dabei eine persönliche Note erhalten bleibt.
Imke König ist Diplom-Psychologin, Psychotherapeutin und Coach. In ihrer top eins-Kolumne gibt sie Führungskräften Tipps für eine ausgewogene Work-Life-Balance und effizientes Stressmanagement, Illustration: Raufeld Medien
Imke König ist Diplom-Psychologin, Psychotherapeutin und Coach. In ihrer top eins-Kolumne gibt sie Führungskräften Tipps für eine ausgewogene Work-Life-Balance und effizientes Stressmanagement. © raufeld

Es ist mir wieder eine große Freude, hier über einen aktuellen Trend aus den Verwaltungen der Republik zu schreiben. Gerade einmal vor 20 Jahren geisterte eben dieser Trend durch die Großindustrie, konnte sich aber meines Wissens damals nicht wirklich flächendeckend durchsetzen.

Jetzt aber, wo plötzlich das Homeoffice überall möglich geworden zu sein scheint, zeigen allerorts leere Büros, verwaiste Gänge und Gruppenräume quasi mit anklagendem Finger auf die Möglichkeit, dass ein Büroarbeitsplatz von mehreren Menschen geteilt und so Geld gespart werden kann. Als Psychologin muss ich hier allerdings besorgt fragen: Was wird aus den Unmengen an Plüschtieren, Fotos, lustigen Postkarten, sorgsam gehegten Topfpflanzen, Spezialtees und Süßigkeitenvorräten?

Alles fühlt sich fremd an

Ich stelle mir das so vor: Der oder die des persönlichen Arbeitsplatzes beraubte Mitarbeitende erscheint am Arbeitsplatz und nimmt sich seine/ihre Arbeitsmaterialien aus dem Schließfach. Alternativ rollt er oder sie mit dem Rollcontainer zum jeweiligen Arbeitsplatz. Hierfür wird eine Buchungsplattform genutzt, die leider noch in den ersten zwei bis drei Jahren ständig zusammenbricht oder Fehlbuchungen produziert.

Nachdem mit der Kollegin, die sich aus Versehen auf den doppelt gebuchten Platz gesetzt hat, nach einer halben Stunde geklärt werden konnte, wer jetzt wo sitzen kann, wird Platz genommen. Die ergonomische Einstellung des Bürostuhls erfordert noch einmal fünf bis zehn Minuten, denn es fühlt sich fremd und falsch an. Eben nicht persönlich eingesessen.

Requisiten für jede Stimmung bereitstellen

Doch es naht Hilfe aus dem Betrieblichen Gesundheitsmanagement für das Wohlfühlgefühl: Die persönliche und tagesaktuelle Ausstattungsbox wird von einer ausgebildeten Fachperson zum Arbeitsbeginn vorbeigebracht. Zur Auswahl stehen die Boxen „Glitzer“, „Nüchtern“, „Verwöhnen“ sowie „Duft“.

Die Box „Glitzer“ besteht aus Girlanden, glitzrigen Briefbeschwerern und Postkarten mit launigen Sprüchen. Vorrätig sind Themen wie „Hochzeit“, „Geburtstag“, „Jubiläum“, „Bestandene Prüfung“ und ähnliche oder auch „Mein Chef …/Meine Chefin …“-Witze. Die Box „Nüchtern“ enthält lediglich eine geschmackvolle kleine Skulptur und einen altmodischen Papierkalender. „Verwöhnen“, hinter vorgehaltener Hand auch „Gewichtszunahme-Box“ genannt, enthält haltbare Süßigkeiten, Kuchenteller und einen Massageball.

Düfte und Pflanzen

Die Box „Duft“ umfasst Duftkerzen, Duftspray und Duftstäbchen sowie ein Set Wäscheklammern für die Nasen der Umgebung. Die Inhalte können dann liebevoll rund 20 Minuten aufgebaut werden, gehören aber natürlich am Ende des Arbeitstages wieder zurückgegeben. Extra gebucht werden kann ein Set Topfpflanzen mit verschiedenen Akzenten, zum Beispiel „Wüste“, „Sichtschutz“ oder „Nutzpflanzen mit Ernteerfolg“.

Ich rechne mal durch: Täglich 30 bis 60 Minuten Arbeitszeit. Aber das wird ja locker dadurch eingespart, dass keine Zeit mehr für Gespräche auf dem Flur oder in der Büroküche bleibt.