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Schlummern für Höchstleistung
Mehr Pausen und auch mal ein Nickerchen: Das fordert Imke König für Führungskräfte im Homeoffice © Adobe Stock/OneLineStock.com

Kolumne : Schlummern für Höchstleistung

Termindruck, Zeitmangel, ständige Erreichbarkeit, hohe Verantwortung – das kann Führungskräfte ordentlich stressen. Imke König hat Tipps, die helfen können.
Imke König ist Diplom-Psychologin, Psychotherapeutin und Coach. In ihrer top eins-Kolumne gibt sie Führungskräften Tipps für eine ausgewogene Work-Life-Balance und effizientes Stressmanagement, Illustration: Raufeld Medien
Imke König ist Diplom-Psychologin, Psychotherapeutin und Coach. In ihrer top eins-Kolumne gibt sie Führungskräften Tipps für eine ausgewogene Work-Life-Balance und effizientes Stressmanagement. © Raufeld Medien

Seit Monaten sitzen Abertausende im Homeoffice. Zum Glück gibt es dafür einen peppigen englischen Namen, der nicht nach „Ich quetsche mich mit meinem Laptop zwischen das Gerümpel auf dem kleinen Tisch in der Ecke“ klingt, sondern vielmehr nach lackweißem, leer geräumtem Schreibtisch und einer Wohnung, die nur für diesen Zweck gemietet wurde. Nicht nach dem Beherbergen von mehreren Personen, unter anderem sehr kleinen Personen, die das Wort „Arbeitsplatz“ noch nicht aussprechen, buchstabieren oder schreiben können, aber viel Platz beanspruchen. Und nicht nach Katzen, die auf der Tastatur liegen wollen.

Endlich möglich: das Nickerchen

Davon abgesehen hat es für etliche Berufstätige und gerade Führungskräfte aber auch gesundheitsförderliche Vorteile, plötzlich viel im Homeoffice arbeiten zu dürfen: Lange Arbeitswege fallen weg, es lauern durchaus auch weniger Ablenkungen und es ist plötzlich möglich, zwischendurch rauszugehen oder ein Nickerchen zu machen. Letzteres ist tatsächlich gerade für chronisch Erkrankte eine echte Chance, den Tag doch noch arbeiten zu können und sich nicht krankmelden zu müssen. Einige Unternehmen berichteten mir in den letzten Monaten von sehr niedrigen Krankenständen ihrer Belegschaft. Führungskräfte machen aber nie ein Nickerchen – das steht leider in keinem Management-Handbuch und wird auch nicht in Seminaren gelehrt. Dabei ist es enorm leistungssteigernd im Verlauf eines langen Tages. Bringt Ideen, fördert die Konzentrationsfähigkeit, Ausdauer und bei manchen sogar die Laune! Ist auch gut für den geplagten Rücken. „Gesunde Führung – Schlummern für Höchstleistung Teil 1“.

Jetzt brauchen wir mehr Pausen

Wären die vielen Online-Konferenzen und Meetings nicht die Chance, unbemerkt die Augen zu schließen und im Halbschlaf „Jaja“ ins Mikrofon zu murmeln? „Meine Kamera funktioniert leider nicht …“ Chrrrrpüüüü. Mit einer Kollegin aus dem Hochschulbereich sprach ich über die Idee eines aufblasbaren Dummys, der vor die Kamera gesetzt wird und permanent interessiert aus der Gummihülle schaut. Vielleicht auch ab und an nickt. Viel sinnvoller wäre es natürlich, auch bei Online-Besprechungen Pausen zu machen. „Wissenschaftler haben keinen Körper“, seufzt erwähnte Kollegin nach einer neunstündigen Sitzung mit nur einer kleinen Mittagspause. Dabei ist es eine in der digitalen Weiterbildung fast heilige Regel: Nach einer Stunde muss es eine Pause geben. Am besten mit Bewegung. Zeit für Tee und Kaffee auffüllen oder wegbringen. Zeit für Augenrollen, Blinzeln und Palmieren. Seien Sie daher so gut zu sich und allen anderen digital Mitkommunizierenden – sorgen Sie für Pausen, fordern Sie Pausen, machen Sie Pausen, viel mehr als im Live-Setting.

Hose an!

Wenn Sie sich dazu nicht in der Lage sehen, verlassen Sie sich ganz auf die Technik. Sie sorgt zuverlässig dafür, dass Sie früher oder später aus dem Meeting fliegen. Und sollte das Netz mal unerwartet stabil sein: „Alle mal aufstehen und Arme in die Höhe!“ Das bringt Energie. Aber Vorsicht im Homeoffice: Tragen Sie noch die Pyjamahose? Tragen Sie überhaupt eine Hose? Die Kamera sieht alles!