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An der Arbeit daddeln: Die Vorteile des Game-­based Learnings
Beim Simulationsspiel „Kultur der Prävention“ tauchen die Spielenden in eine fiktive Welt ein, in der sie Restaurants betreiben und miteinander um Arbeitskräfte sowie Kundinnen und Kunden konkurrieren. © DGUV/Simkult_Characters

Führungskultur : An der Arbeit daddeln: Die Vorteile des Game-­based Learnings

Mit Game-­based Learning vermitteln Verwaltungen spielerisch Präventionsthemen wie Betriebsklima und Fehlerkultur.

Der Herd ist kaputt, die Köchin krank, Kundschaft gibt es auch nicht genug: Als Restaurantleiterin hat man es nicht leicht. Selbst wenn das Restaurant nur virtuell ist und die Führungsaufgabe ein Spiel, geht es doch um etwas. Immerhin spielen hier Teammitglieder gegeneinander. Manchmal spielen sie auch miteinander – und später reden sie über das, was sie im Spiel erlebt haben.

Das ist die Idee des Simulationsspiels „Kultur der Prävention“ (simkult): Die Mitarbeitenden eines Teams tauchen für acht Wochen – jeweils etwa 30 Minuten pro Woche – in eine fiktive Welt ein, in der sie Restaurants betreiben und miteinander um Arbeitskräfte sowie Kundinnen und Kunden konkurrieren. Damit es im Restaurant gut läuft, muss nicht nur das Essen schmecken und das Preis-Leistungs-Verhältnis stimmen, sondern auch die Beschäftigten müssen zufrieden und gesund sein.

Spielerisch Prävention lernen

„Serious Games sind Spiele, die Spaß und ernste Lernziele kombinieren“, sagt Dr. Felix Kapp von der TU Berlin, der das Projekt leitet. Genau darum geht es in dem Spiele-Projekt, das die DGUV gemeinsam mit der TU Dresden (Dr. Kapp ist mittlerweile nach Berlin gewechselt) und dem Kölner Spieleentwickler The Good Evil umsetzt.

Fragen, die sich die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler stellten, waren: Wie können alle Mitglieder eines Teams spielerisch an Präventionsthemen der Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit herangeführt werden? Wie können eher trockene Themen wie „Betriebsklima“, „Fehlerkultur“ oder „Beteiligung“ für alle erlebbar gemacht werden? Und wie kann ein Austausch der Teammitglieder untereinander angestoßen werden, der zu Verbesserungen führt? Die Antwort darauf gibt das Simulationsspiel.

Der Spielablauf

Rundenbasiertes Multiplayer-Game:
Das Spiel wird von bis zu 20 Teammitgliedern über acht Wochen gespielt, pro Woche sind etwa 20 bis 30 Minuten nötig, die flexibel über die Woche verteilt werden.

Vorbereitung:
Das Spiel wird als App auf das Mobiltelefon geladen. Alle Teammitglieder wählen einen Charakter und richten „ihr“ Restaurant ein, stellen Personal ein und legen die Ausrichtung der Küche fest.

Der Spielverlauf:
Das Spiel ist in Runden eingeteilt. Jede Runde besteht aus vier Phasen. Personal muss geplant, kritische Ereignisse müssen gelöst und das eigene Handeln muss hinterfragt werden. Durch Minigames wird das Spielgeschehen aufgelockert.

Der Gewinn:
Am Ende des Spiels wird das wirtschaftlich erfolgreichste Unternehmen ausgezeichnet. Wirtschaftlich erfolgreich ist man wiederum nur mit gesunden Beschäftigten und einem guten Betriebsklima.

Begleitung und Reflexion:
Während des Spiels findet eine regel­mäßige, durch Materialien ergänzte Reflexion der gespielten Handlungen statt.

Perspektivwechsel erwünscht

Simulationsspiele eignen sich besonders gut, um komplexe Zusammenhänge zu vermitteln – das wurde in einer Vielzahl von Studien bestätigt. Die Spiele können gleichzeitig Wissen und Kompetenzen vermitteln und auch Verhaltens- oder Einstellungsänderungen begünstigen, da die Mitspielenden durch die Simulation neue Blickwinkel und Perspektiven einnehmen. So entsteht ein besseres Gespür für die Position der jeweils anderen Person.

„Das Besondere ist, dass hier alle mitspielen: Beschäftigte und Führungskräfte“, erklärt Kapp. Doch mit welchem Ziel? Beschäftigten geht es oft um konkrete Verbesserungen, zum Beispiel in der Kommunikation, oder ein besseres Verständnis der Führung für die Belange der Beschäftigten. Führungskräfte haben andere Ziele, so Kapp: „Sie wollen wissen, wie Beschäftigte ticken.“ Außerdem wollen viele Führungskräfte, dass Beschäftigte auch einmal ihre Perspektive als Entscheidende einnehmen. Für viele ist das Spiel außerdem ein guter Anlass, um festzustellen, wo noch Teamentwicklung oder Weiterbildungen nötig sind.

Spaß wird ernst genommen

Damit aus dem Spiel heraus ein Dialog entsteht, der auch konstruktive Ergebnisse bringt, gibt es zusätzlich zur App Begleitmaterialien – analog auf Papier. Diese können beispielsweise im Teammeeting eingesetzt werden, wenn die letzte Runde des Spiels reflektiert wird:

  • Warum hast du deine Beschäftigten entscheiden lassen, welcher neue Herd gekauft wird, obwohl du dadurch zwei Tage länger Verdienstausfall hattest?
  • Was bedeutet das – übertragen auf unsere echte Arbeitssituation?
  • Ist bei uns Beteiligung ein (problematisches) Thema?
  • Wo können wir uns verbessern?

Solche Fragen kommen auf den Tisch, können diskutiert und mit konkreten Maßnahmen hinterlegt werden – die dann aber auch überprüfbar sein sollen. Dazu ist das Spiel in ein umfassendes didaktisches Konzept eingebettet.

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Mehr zum Projekt „Simulationsspiel Kultur der Prävention – Der Einsatz von Serious Games im Arbeitsschutz und in der Prävention“ finden Sie unter www.simkult.de

Spiel bald erhältlich

Nicht allen ist klar, dass Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit mehr sind als die Abwesenheit von Krankheit. Ein gesundes Betriebsklima, in dem sich alle geschätzt und einbezogen fühlen, trägt erheblich zur Gesundheit am Arbeitsplatz bei. Das zu realisieren, gemeinsam daran zu arbeiten – und dabei auch noch Spaß zu haben –, das macht den Charme des Simulationsspiels aus.

Bisher ist das Spiel als Prototyp erschienen und wurde in unterschiedlichen Settings getestet. Im Laufe des Jahres 2019 gab und gibt es die Gelegenheit, es bei verschiedenen Veranstaltungen der DGUV auszuprobieren. Für Anfang 2020 ist eine im App- und Play-Store erhältliche Version geplant. Ab dann kann gespielt werden.

Autorin: Maren Zeidler