topeins 4/2021

4 | 2021 top eins GESUND BLEIBEN 25 D ie große Mehrheit der Arbeits- und Wegeunfäl- le geht glimpflich aus. Zu den häufigen Verlet- zungen zählen unter an- derem kleine Schnittverletzungen oder Bänderdehnungen. Auf die Notversor- gung durch Ersthelfende folgt in diesen Fällen dann das sogenannte Durch- gangsarztverfahren. Rund 3,2 Millio- nen Mal wird es laut Statistik der Deut- schen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV) pro Jahr eingeleitet – erstmals 1921 (mehr zur Geschichte in der rech- ten Spalte). Adressen im Unternehmen aushängen Führungskräfte sollten die Beschäftigten darüber aufklären, dass sie nach einem Arbeits- oder Wegeunfall eine Durch- gangsärztin oder ein Durchgangsarzt (D-Arzt) aufsuchen sollten. Das kann etwa während einer Schulung zum Verhalten in Notfällen erfolgen. Denn weil D-Ärztinnen und D-Ärzte den Un- fall für die gesetzliche Unfallversiche- rung dokumentieren, spielen sie auch eine wichtige Rolle bei der Frage, wer die Behandlungskosten übernimmt. In Unternehmen und Einrichtungen sollten die Informationen, wo sich die nächs- ten Praxen befinden, leicht zugänglich sein – zum Beispiel auf einemAushang stehen. Die verletzten Personenmüssen sich aber nicht an die genannten Praxen wenden, sondern können ihrenArzt oder ihre Ärztin frei wählen. Dann ist es wich- tig, dass sie bei der ausgewählten Pra- xis darauf achten, dass diese den Zusatz „Durchgangsarzt“ führt. Nur dann kann der Unfallversicherungsträger nach Prü- fung auch die Kosten übernehmen. Dies gilt auch für mögliche Spätfolgen eines Arbeitsunfalls. Eine D-Ärztin oder einen D-Arzt sollen nach einem Arbeits- oder Wegeunfall die bestmögliche medizinische >> 100. Jubiläum Der Begriff „Durchgangsarzt“ wurde erstmalig am 29. No- vember 1921 in der Reichsver- sicherungsordnung benutzt. Wie es zu diesem Begriff kam und warum das Verfahren ein- geführt wurde, ist nicht genau überliefert. Vermutlich spielte jedoch das Unglück von Oppau zwei Monate zuvor eine Rolle, wo bei der Explosion ei- nes Silos 559 Menschen star- ben und viele weitere verletzt wurden. Melanie Wendling, Abteilungsleiterin Gesund- heit und Rehabilitation in der Hauptabteilung Versicherung und Leistungen bei der Deut- schen Gesetzlichen Unfallver- sicherung (DGUV), hat sich für das Fachmedium DGUV Forum näher mit der Historie befasst. Ihr Artikel ist in der Ausgabe 9/2021 zu finden. forum.dguv.de/ausgaben > Alle Ausgaben Unfallchirurgie gehört zu den Kernkompetenzen von Durch- gangsärztinnen und -ärzten. Getty Images/mediaphotos Traditionsreich: Das D-Arzt­ verfahren hat sich in den vergangenen 100 Jahren erfolgreich etabliert. picture-alliance/Mary Evans Picture Library

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