topeins 4/2022

VERANTWORTLICH FÜHREN 13 4 | 2022 top eins Illustrationen: Raufeld Sich(er ) verstehen T hemediumis the massage“–die- ser Satz ließ Marshall McLuhan nicht nur wegen eines be- rühmten Schreibfehlers in die Geschich- te eingehen; richtig wäre „message“ (Botschaft), nicht „massage“ (Massage) gewesen. Er ist auch die zentrale These des Sprachphilosophen: Das Medium ist die Botschaft. McLuhanmeint damit, dass ein Medium keinesfalls nur eine Botschaft übermittelt, sondern selbst ein zentraler Bestandteil der Kommuni- kation ist – so zentral, dass der Inhalt einer Botschaft völlig unerheblich ist. Ganz so radikal sehen es die meisten an- deren Kommunikationsfachleute zwar nicht. Sie sind sich aber einig, dass die Merkmale eines Mediums auf die Bot- schaft abfärben. „Kommunikation fin- det auf verschiedenen Ebenen statt“, betont auch Robert Hemke-Smith, Mitar- beiter imDGUV Sachgebiet Veränderung der Arbeitskulturen. „Vermittelt wird nicht nur die reine Information. Neben der Sachebene ist die Beziehungsebene für den Gesprächsverlauf und den Er- folg der Kommunikation entscheidend.“ KANAL MUSS RELEVANTE SIGNALE ÜBERTRAGEN KÖNNEN Führungskräfte können für die Anspra- che von Beschäftigten zwischen digitaler und analoger, schriftlicher und münd- licher Kommunikation wählen. Techni- sches Equipment hat vieles vereinfacht, ermöglicht zeit- und ortsunabhängige In- teraktion. Das kann dazu führen, dass wichtige Informationen verloren gehen. „Bei Kommunikation verarbeiten die be- teiligten Personen verbale und nonver- bale Signale. Diese können sowohl di- gital als auch analog vermittelt werden. Entscheidend ist, ob über den Kommu- Der richtige Kanal Digital oder analog, schriftlich oder mündlich: Führungskräfte können zwischen verschiedenen Kommunikationskanälen wählen, um ihren Beschäftigten Informationen weiterzureichen. Dabei sollten sie stets mit Bedacht wählen – insbesondere bei belastenden Themen. nikationskanal alle relevanten Signa- le übertragen werden“, erläutert Britta Schmitt-Howe, Expertin der Bundesan- talt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedi- zin (BAuA). E-Mails, Chats oder Telefo- nate transportieren Mimik, Gestik und Tonalität nicht oder nur eingeschränkt. E-MAILS ERMÖGLICHEN ASYNCHRONE KOMMUNIKATION Dennoch kann digitale Kommunikation für bestimmte Ziele geeignet sein. „So ermöglicht beispielsweise eine E-Mail asynchrone Kommunikation. Sie erlaubt es dem Empfänger oder der Empfänge- rin, selbst gesteuert zu planen und zu entscheiden, wann er oder sie antwor- tet“, so die Expertin. Umgekehrt gibt es Situationen, in denen nicht nur reine In- formationen geteilt, sondern Probleme erörtert werden. Dann ist Diskurs erfor- derlich und es müssen Entscheidungen getroffen werden. „Dazu bedarf es einer synchronen Kommunikation, entweder über ein Video-Konferenz-System oder ein Präsenz-Treffen“, so Schmitt-Howe. SCHLECHTE NACHRICHTEN NICHT VIA E-MAIL KOMMUNIZIEREN Insbesondere bei schlechtenNachrichten sollten Führungskräfte bei der Wahl des Mediums Feingefühl zeigen, etwa wenn sie Beschäftigtenmitteilen, dass sie nicht befördert werden. Hemke-Smithmahnt: „Gerade dannwirkt sich die Information nicht nur auf die Sachebene aus, sondern im Besonderen auf die Beziehungsebe- ne. Die Empfängerin oder der Empfän- germuss die Information verarbeitenund emotional bewerten. Die Person kann Unterstützung benötigen. Ein Gespräch zwischen den Beteiligten sollte deshalb real stattfinden. Eine Mitteilung nur via E-Mail ist nicht zu empfehlen.“

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