topeins 1/2023

E rst mal ankommen im Wasser und ordentlich aufwärmen. Eine Runde Aqua-Jogging gehört dazu. Später trainiert die Gruppe die Tiefen- muskulatur der Arme, etwa mit klei- nen Hanteln. Auch Bälle oder bunte Schwimmnudeln kommen zum Einsatz. „Bei der Wassergymnastik arbeite ich jede Woche mit neuen Geräten, damit die Gruppe Abwechslung hat“, sagt Annette Krause. Sie ist ausgebildete Trainerin für Reha-Sport beim Berliner Turn- und Sportclub e.V., seit 2018 leitet sie eine Reha-Sportgruppe für Wasser­ gymnastik im Stadtteil Weißensee. Die Menschen, die sie jede Woche vom Beckenrand aus anleitet, sind verschie- denen Alters und haben unterschied- liche Berufe, auch die Krankheits­ geschichten und Beeinträchtigungen sind verschieden. „Deswegen machen alle Teilnehmenden die Übungen in ihrem Tempo“, sagt Krause. „Beim Reha-Sport geht es nicht um Schnellig- keit, sondern um die Bewegung.“ Sport soll dabei unterstützen, am gesellschaftlichen Leben teilzuhaben Rehabilitationssport, kurz Reha-Sport, kann im Zusammenhang mit einer medizinischen Reha-Maßnahme von den Reha-Trägern ergänzend erbracht werden, um das Ziel der Rehabilitation zu sichern – durchgeführt unter ärzt­ licher Betreuung und in der Gruppe. Die genauen Voraussetzungen legt die Rahmenvereinbarung über Rehabilita- tionssport und Funktionstraining der Bundesarbeitsgemeinschaft für Reha- bilitation (BAR) fest, die für alle Reha- Träger gültig ist. Ein wesentliches Ziel von Reha-Sport: Es geht darum, nach einem Unfall oder bei einer chronischen Erkrankung wieder in Bewegung zu kommen und zu bleiben. Sport soll Menschen mit gesundheitlichen Beeinträchtigungen dabei unterstützen, teilzuhaben am gesellschaftlichen Leben. „Denn sport­ liche Aktivität kann sich positiv auf eine Krankheit oder Behinderung auswirken und langfristig zu einem gesundheits­ bewussten Lebensstil beitragen“, sagt Jennifer Haaf, Fachreferentin bei der BAR. „Durch die bewegungsthera­ peutischen Inhalte werden Ausdauer und Kraft gestärkt sowie Koordination und Flexibilität verbessert. Außerdem wird vielen Menschen durch den Sport bewusst, dass sie ihre Gesundheit selbst wesentlich beeinflussen können. Das motiviert, langfristig und eigenver- antwortlich aktiv zu bleiben.“ Körper- lich und mental gestärkt fällt es vielen Menschen leichter, in den Beruf zurück- zukehren – oder offen zu sein für eine berufliche Neuorientierung. Was Reha-Sport bewirken kann, davon kann Trainerin Annette Krause nur schwärmen: „Ein tolles Beispiel ist eine Frau mit chronischen Schmerzen, die mittlerweile ihre Tablettendosis reduzieren konnte. Und ganz wichtig ist für viele der Aha-Effekt: ‚Ich kann mich ja doch noch bewegen.‘“ Außer­ dem berichten ihr alle Teilnehmenden, wie wichtig ihnen der Austausch in der Gruppe ist. „Es ist wie eine Selbst­ hilfegruppe.“ Das Kursangebot für Reha-Sport ist groß. Es gibt unterschiedliche Sport- gruppen, etwa mit Schwerpunkt auf orthopädische oder neurologische Er- krankungen oder sogenannte Herz­ gruppen. Immer ist das Training auf die Bedürfnisse der Teilnehmenden aus­ gerichtet, ob Gymnastik, Bewegungs ­ spiele, Kraft- oder Ausdauerübungen. Bei chronischen Rückenschmerzen etwa gilt es, die Rumpfmuskulatur zu stärken und die Haltung zu schulen. Wassergymnastik eignet sich laut Trainerin Annette Krause bei besonders vielen Erkrankungen – etwa nach einem Bandscheibenvorfall oder einer Krebserkrankung – weil das Wasser den Körper „trägt“ und die Übungen sehr gelenkschonend sind. Kostenübernahme für Reha-Sport durch Unfallversicherungsträger Bei einem Arbeitsunfall oder einer Berufserkrankung übernimmt die ge- setzliche Unfallversicherung die Kos- ten für den Reha-Sport oder das GESUND BLEIBEN 27 1 | 2023 top eins » Viel mehr als Gymnastik Reha-Sport bringt Beschäftigte mit Beeinträchtigung wieder in Bewegung. Genauso wichtig wie die körperliche ist aber die mentale Stärkung und die Erkenntnis: Das geht ja noch! VON ISABEL EHRLICH

RkJQdWJsaXNoZXIy NTMzMTY=