topeins 3/2021

26 GESUND BLEIBEN betont HannahHuxholl, Referentin für Arbeitsbedingte Gesundheitsgefah­ ren der Deutschen Gesetzlichen Unfall­ versicherung (DGUV). Wer immer zu sich sagt „Sei stark!“ und „Streng dich an!“, wer sich über Leis­ tung und beruflichen Erfolg definiert oder wer immer alle begeistern möchte, kann zu einem Burn-out neigen. „Auch eine starke Dissonanz zwischen dem, was ich eigentlich gutheiße und an­ strebe, und dem, was ich tatsächlich beruflich tue, kann stark belasten“, er­ örtert Huxholl. „Für einige Menschen ist die Führungsrolle ein Ziel, das sie unbedingt erreichen wollen. Manchmal merken sie dann aber, dass es gar nicht das ist, was sie glücklich macht. Zum Beispiel, weil sie gern fachlich arbeiten und das als Führungskraft kaum noch verfolgen können.“ Führungskräfte soll­ ten deshalb ehrlich zu sich selbst sein, die eigenen Grenzen erkennen und ak­ zeptieren. Das kann auch heißen, Positi­ onen oder Aufgaben wieder abzugeben. Sich selbst und die eigenen Bedürfnisse ernst nehmen Burn-out ist ein Kontinuum. Je nach­ dem, wie weit der Prozess fortge­ schritten ist, sind andere Maßnahmen empfehlenswert. Um eine kritische Ent­ wicklung im Keim zu ersticken, sollten Führungskräfte lernen, sich zu reflek­ tieren: „Sich stets selbst zu fragen, ‚was treibt mich eigentlich dazu an, dass ich weitergehe, als mir guttut?‘, ist sehr wichtig“, betont Huxholl. So könne man erkennen, ob man sich selbst und seine Bedürfnisse noch wichtig genug nimmt oder alles andere wichtiger ist als man selbst. Neben der Selbstreflexion sind Entspannungsverfahren und -übungen dafür geeignet, einer kritischen Über­ belastung vorzubeugen und Stresserle­ ben zu reduzieren. „Ich rate allerdings davon ab, alles auf einmal umsetzen zu wollen. Besser Techniken einzeln aus­ probieren und über mehrereWochen be­ obachten, ob sich ein Effekt einstellt“, sagt die Expertin. Von Coaching bis Therapie: Externe Hilfsangebote gibt es viele Wenn der Leidensdruck bereits sehr hoch ist, sollten Führungskräfte sich nicht davor scheuen, externe Hilfe in Anspruch zu nehmen. „Prinzipiell ist es sinnvoll, sich von Außenstehenden helfen zu lassen, beispielsweise imRah­ men eines Coachings, einer Beratung oder einer Therapie“, sagt Huxholl. Als Ansprechperson empfiehlt sie die Haus­ ärztin beziehungsweise denHausarzt so­ wie den betriebsärztlichen Dienst. Wenn Arbeitgebende eine Mitarbeitendenbe­ ratung (Employee Assistance Program, kurz EAP) anbieten, sei auch diese eine gute Anlaufstelle. Dem45-jährigen Abteilungsleiter aus un­ serem Eingangsbeispiel hätte also eine Therapeutin helfen können. Gemeinsam hätten sie eine Strategie entwickelt, wie er seine Belastungsgrenze im Blick be­ halten und sein Verhältnis zu seinem Beruf gesünder gestalten könnte. >> top eins 3 | 2021 Tipp: Planen Sie Puffer ein Grundsätzlich sollte niemand langfristig an der Kapazitäts- grenze arbeiten. Stattdessen ist es ratsam, sich stets Luft für unvorhersehbare Ereignis- se zu lassen. Denn im Leben, auch im Berufsleben, kann immer etwas geschehen, mit dem man nicht gerechnet hat: eine Krankheit oder Probleme in Familie oder Partnerschaft, denen man sich zusätzlich widmen muss. Ist man bereits am Limit, können solche Ereignisse das Fass sprich- wörtlich zum Überlaufen bringen. Ganz schnell ist dann die persönliche Kapazitäts- grenze überschritten. Übrigens : Puffer lassen sich einplanen – und zwar ganz konkret im Kalender. Neben Meetings und ähn­ lichen Verpflichtungen sollten dort auch „leere“ Termine für Vor- und Nach­ bearbeitung sowie Unvor­ hergesehenes stehen. Verzweiflung und ewige Grübeleien können Symptome eines Burn-outs sein. Getty Images/FG Trade Informationen für Führungskräfte: www.vbg.de > Suche > Stichwort „Burnout erkennen, verstehen, bekämpfen“

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