topeins 1/2021

S eit Monaten sitzen Abertausende imHomeoffice. ZumGlück gibt es dafür einen peppigen englischen Namen, der nicht nach „Ich quetsche mich mit meinem Laptop zwischen das Gerümpel auf dem kleinen Tisch in der Ecke“ klingt, sondern vielmehr nach lackweißem, leer geräumtem Schreib- tisch und einer Wohnung, die nur für diesen Zweck gemietet wurde. Nicht nach dem Beherbergen von mehreren Personen, unter anderem sehr kleinen Personen, die das Wort „Arbeitsplatz“ noch nicht aussprechen, buchstabieren oder schreiben können, aber viel Platz beanspruchen. Und nicht nach Katzen, die auf der Tastatur liegen wollen. Davon abgesehen hat es für etliche Be- rufstätige und gerade Führungskräf- te aber auch gesundheitsförderliche Vorteile, plötzlich viel im Homeoffice arbeiten zu dürfen: Lange Arbeits- wege fallen weg, es lauern durchaus auch weniger Ablenkungen und es ist plötzlich möglich, zwischendurch rauszugehen oder ein Nickerchen zu machen. Letzteres ist tatsächlich ge- rade für chronisch Erkrankte eine echte Chance, den Tag doch noch arbeiten zu können und sich nicht krankmelden zu müssen. Einige Unternehmen berich- teten mir in den letzten Monaten von sehr niedrigen Krankenständen ihrer Belegschaft. Führungskräfte machen Termindruck, Zeitmangel, ständige Erreichbarkeit, hohe Verantwortung – das kann Führungskräfte ordentlich stressen. Imke König hat Tipps, die helfen können. aber nie ein Nickerchen – das steht lei- der in keinem Management-Handbuch und wird auch nicht in Seminaren ge- lehrt. Dabei ist es enorm leistungsstei- gernd im Verlauf eines langen Tages. Bringt Ideen, fördert die Konzentrati- onsfähigkeit, Ausdauer und bei man- chen sogar die Laune! Ist auch gut für den geplagten Rücken. „Gesunde Füh- rung – Schlummern für Höchstleistung Teil 1“. Wären die vielen Online-Konferenzen und Meetings nicht eine Chance, un- bemerkt die Augen zu schließen und im Halbschlaf „Jaja“ ins Mikrofon zu murmeln? „Meine Kamera funktioniert leider nicht ...“ Chrrrrpüüüü. Mit einer Kollegin aus dem Hochschul- bereich sprach ich über die Idee eines aufblasbaren Dummys, der vor die Ka- mera gesetzt wird und permanent in- teressiert aus der Gummihülle schaut. Vielleicht auch ab und an nickt. Viel sinnvoller wäre es natürlich, auch bei Online-Besprechungen Pausen zu ma- chen. „Wissenschaftler haben keinen Körper“, seufzt erwähnte Kollegin nach einer neunstündigen Sitzung mit nur einer kleinen Mittagspause. Dabei ist es eine in der digitalen Weiterbildung fast heilige Regel: Nach einer Stunde muss es eine Pause geben. Am besten mit Bewegung. Zeit für Tee und Kaffee auffüllen oder wegbringen. Zeit für Au- genrollen, Blinzeln und Palmieren. Sei- en Sie daher so gut zu sich und allen anderen digital Mitkommunizieren- den – sorgen Sie für Pausen, fordern Sie Pausen, machen Sie Pausen, viel mehr als im Live-Setting. Wenn Sie sich dazu nicht in der Lage sehen, verlassen Sie sich ganz auf die Technik. Sie sorgt zuverlässig dafür, dass Sie früher oder später aus dem Meeting fliegen. Und sollte das Netz mal unerwartet stabil sein: „Alle mal aufstehen und Arme in die Höhe!“ Das bringt Energie. Aber Vorsicht im Home- office: Tragen Sie noch die Pyjamahose? Tragen Sie überhaupt eine Hose? Die Kamera sieht alles! Schlummern für Höchstleistung Tipps fürs Homeoffice Imke König ist Diplom- Psychologin, Psycho- therapeutin und Coach. In ihrer top eins -Kolumne gibt sie Führungskräften Tipps für eine ausgewo- gene Work-Life-Balance und effizientes Stress- management. top eins 1 | 2021 30 SERVICE

RkJQdWJsaXNoZXIy NTMzMTY=