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Durch Nichtstun zur Lösung
Gezieltes Nichtstun kann dabei helfen, kreative Einfälle zu fördern und schneller zum entscheidenden Einfall zu kommen. © Getty Images/PavelKant

Führungskultur : Durch Nichtstun zur Lösung

Bei der Arbeit sind oft neue Ideen gefragt. Warum Führungskräfte die Belegschaft dafür einfach mal in die Pause schicken sollten.

Haben Sie sich kürzlich eine dieser Fragen gestellt: Wie könnte ich die anstehenden Unterweisungen unterhaltsamer gestalten? Wie können wir die neue Software bestmöglich nutzen? Ließe sich dieser eine, nervige Arbeitsprozess nicht effizienter gestalten? Oft sind wir im Beruf mit Fragen konfrontiert, die kreative Antworten verlangen. Um sie zu finden, empfiehlt es sich, ausgetretene Denkpfade zu verlassen und den Gedanken freien Lauf zu lassen.

Arten der Kreativität

Damit dies gelingt, braucht es unsererseits Kreativität. Die Psychologie unterscheidet dabei zwischen zwei Arten:

  1. Alltägliche Kreativität wenden wir bei allen möglichen Aufgaben an – zum Beispiel, wenn wir eine E-Mail schreiben oder einen Vortrag gestalten. Der schöpferische Aspekt ist dabei eher gering, die kreative Handlung ist uns meist gar nicht bewusst.
  2. Außergewöhnlicher Kreativität bedarf es bei Aufgaben, die ein besonderes Maß an Einfallsreichtum erfordern – Aufgaben, bei denen man auf die eine zündende Idee wartet, um sie zu lösen. Von einer solchen Idee kann eine Einzelperson, ihre Arbeitsgruppe oder gar die ganze Organisation profitieren.

Im besten Fall mündet eine Idee in ein neues Produkt, eine neue Dienstleistung oder einen neuen Prozess. Dann wird aus einer Idee eine Innovation.

Der Weg zum Heureka-Erlebnis

Die Kreativität einzelner Personen ist für eine Organisation demnach ein wichtiges Gut. Um Beschäftigte zu motivieren, flexibel an Aufgaben heranzutreten und den Gedanken freien Lauf zu lassen, können Führungskräfte die richtigen Bedingungen schaffen.

Wichtige Anhaltspunkte darüber, was Beschäftigte brauchen, um kreativ zu denken, liefert das Vier-Phasen-Modell von Graham Wallas:

  • Präperation: In der Vorbereitungsphase werden Informationen über das zu lösende Problem gesammelt,
    zum Beispiel durch Recherche oder Befragen von Fachleuten.
  • Inkubation:  Schöpferischer, unbewusst ablaufender Reifeprozess, in dem die gesammelten Informationen der Präparation verarbeitet werden.
  • Illumination: Der kreative Einfall kommt häufig sehr plötzlich. Fachleute bezeichnen ihn als Erleuchtung oder „Heureka-Erlebnis“.
  • Verifikation: Ist die Idee sinnvoll und realisierbar? Zuletzt prüfen wir die Idee auf Machbarkeit. Wird dies verneint, beginnt der Prozess häufig wieder von vorn.
Vulkan in vier Phasen unterteilt.
Darstellung des Vier-Phasen-Modells nach Management Atlas 2011 © Raufeld Medien

Von nichts kommt nichts, oder doch?

Graham Wallas unterteilt den kreativen Denkprozess in vier Phasen, von denen eine die sogenannte Inkubationsphase ist. Diese ist als unbewusst ablaufender Reifeprozess zu verstehen, in dem alle Bedingungen und Kenntnisse zum betreffenden Problem verarbeitet werden – bis sich schließlich der Einfall seinen Weg ins Bewusstsein bahnt. Die Inkubationsphase endet mit der Erleuchtung.

In der Inkubationsphase wird das Wissen der kreativ denkenden Person neu geordnet und miteinander verbunden. Es entstehen neue Perspektiven und Denkmuster. Dieser kognitive Prozess braucht allerdings Zeit. Gezieltes Nichtstun oder Ablenken von der eigentlichen Aufgabe können dabei helfen, ihn zu fördern und schneller zum entscheidenden Einfall zu kommen.

Pausen wirken befreiend

Die Devise für mehr Kreativität lautet demnach: Pause machen. Führungskräfte sollten sich der Bedeutung von Pausen für den kreativen Denkprozess bewusst sein und sie im Arbeitsalltag der Beschäftigten aktiv einplanen. Dazu gehört es auch, zu akzeptieren, dass Beschäftigte mal nicht am Platz sind oder im Homeoffice nicht ständig zu erreichen.

Wie wichtig Auszeiten für die Produktivität von Beschäftigten sind, betont auch Christiane Golze, Referentin für Evaluation und Betriebliches Gesundheitsmanagement am Institut für Arbeit und Gesundheit der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (IAG).

Sie sagt: „Pausen verbessern unter anderem die Konzentrationsfähigkeit. Sie motivieren uns und stimmen positiv. Beschäftigte bekommen einen freien Kopf und tanken neue Energie für ihre Aufgaben.“ Anschließend sind sie besser dafür gewappnet, Aufgaben zu lösen.

Pausenbeschäftigungen testen

Diese positive Wirkung haben nicht nur die vom Arbeitsgesetz vorgeschriebenen langen Pausen von 30 oder 45 Minuten, sondern bereits Unterbrechungen von wenigen Minuten.

Christiane Golze empfiehlt Beschäftigten zudem, sich in dieser Zeit mit Dingen zu beschäftigen, die zu ihren persönlichen Vorlieben passen. Die einen bewegen sich gern, andere bevorzugen einen kurzen Plausch oder ziehen sich lieber zurück. Wer verschiedene Pausenbeschäftigungen testet, findet schnell heraus, was einen am besten auf neue Gedanken bringt.

Drei Ideen für die kreative Pause

  • Ablenken: Malen, zeichnen, Rätsel lösen, kickern oder Tischtennis spielen – all das kann helfen, um aus dem Gedankenkarussell auszusteigen.
  • Bewegung: Wer sich bewegt, bringt auch die Gedanken in Schwung. Deshalb Pausen mit einem Spaziergang oder ein paar Dehnübungen verbinden
  • Tapetenwechsel: Eine andere Umgebung kann Einfälle befördern. Wo es möglich ist, können Beschäftigte beispielsweise zum Arbeiten ins Café, nach draußen oder in einen anderen Raum gehen.