
Führungskultur : Junge Beschäftigte für den Arbeitsschutz begeistern
Das Risiko, einen Arbeitsunfall zu erleiden, ist bei jüngeren Beschäftigten größer als bei älteren. Das zeigen die jährlichen Unfallquoten der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV). Während im Jahr 2022 35- bis 39-Jährige rund 16 Arbeitsunfälle je 1.000 Beschäftigte hatten, waren es bei den bis 19-Jährigen rund 20 und bei den 20- bis 24-Jährigen sogar etwas mehr als 23 Unfälle pro 1.000 Beschäftigte.
Die Hauptgründe dafür sind die größere Risikofreude jüngerer Mitarbeitender und ihre mangelnde Erfahrung. Vielen Jüngeren fehlen zudem Kenntnisse um mögliche Folgen ihres Verhaltens. Im neuen Arbeitsumfeld sind junge Beschäftigte oft unsicher – und trauen sich nicht, nachzufragen. Bei manchem Verhalten zeigen sich die Folgen auch erst mit Verzögerung – etwa bei Lärmbelastung oder dem Heben schwerer Lasten, die die Gesundheit erst mittel- bis langfristig schädigen können. Die gute Nachricht ist: Wenn Unternehmen und Einrichtungen junge Beschäftigte frühzeitig für den Arbeitsschutz sensibilisieren, steigen ihre Chancen, dass diese gesund bleiben und sich von Anfang an das richtige Verhalten antrainieren. Führungskräfte haben großen Einfluss darauf, dass das gelingt.
Führungskräfte sollen auf vielen Feldern ein Vorbild sein – sicheres und gesundes Arbeiten ist ein Bereich, der besonders wichtig ist. Wenn ein Vorgesetzter die persönliche Schutzausrüstung auf dem Bauhof immer vorschriftsmäßig trägt, hat dies eine Signalwirkung. Wenn die Vorgesetzten darauf achten, die Pausenzeiten einzuhalten, ist auch das hilfreich.

Fehlerkultur leben
Wichtig ist aber auch der Umgang mit Fehlern. Zu gefährlichen Situationen kommt es, wenn Beschäftigte unachtsam oder unwissend sind. Ob es beinahe oder auch tatsächlich zu einem Unfall kommt – aus solchen Vorkommnissen gilt es zu lernen. Dafür ist es wichtig, mit Fehlern offen umzugehen. Vorgesetzte sollten nach brenzligen Situationen im Team über mögliche Ursachen sprechen. Wenn dann alle gemeinsam nach Lösungen suchen, wie sich eine Wiederholung vermeiden lässt, motiviert und fördert das die Identifikation mit der Lösung. Auch sollen Führungskräfte verdeutlichen, dass es keine „dummen Fragen“ gibt.
Fehlerkultur
Umfangreichere Infos liefert die Broschüre Fehlerkultur – Mit Fehlern sicher und gesund umgehen.
Beteiligen und kreativ werden
Nicht nur bei der Fehlersuche und den damit verbundenen Lösungen bleibt selbst erarbeitetes Wissen gut hängen. Es gibt viele Möglichkeiten, Beschäftigte zu beteiligen. Junge Mitarbeitende erreichen Vorgesetzte am besten mit interaktiven Formaten. Das kann zum Beispiel ein spielerisches Brainstormen im Rahmen der Kulturdialoge der DGUV sein, Arbeit in Kleingruppen oder eine Schnitzeljagd, bei der unterschiedliche Aufgaben zu lösen sind. Diese lassen sich mit mobilen Geräten durchführen und mit Formaten wie zum Beispiel einem digitalen Wissensquiz verbinden.
Kulturdialoge
Die digitalen Kulturdialoge unterstützen als digitales Werkzeug Führungskräfte im Dialog mit Beschäftigten zu verschiedenen Themen wie Fehlerkultur oder Sicherheit und Gesundheit.
Ideen belohnen
Wettbewerbe sind ebenfalls eine gute Gelegenheit und Anreize, um aktiv zu werden. Ein Beispiel ist das Präventionsprogramm „Jugend will sich-er-leben (JWSL)“, das sich an Auszubildende in berufsbildenden Schulen richtet. Jedes Jahr können Berufsschulklassen bei einem Kreativwettbewerb mit wechselndem Schwerpunktthema eigene Präventionsmedien erstellen und Preise gewinnen. Auch manche Unfallkassen und Berufsgenossenschaften haben bei ihren Preisen eine eigene Kategorie für Azubis.
Präventionsprogramm mit geeigneten Medien
Mehr zum Präventionsprogramm „Jugend will sich-er-leben (JWSL)“ erfahren Sie auf dessen Website.
Richtig Ansprechen
Um mit guten Inhalten zu jungen Beschäftigten durchzudringen, braucht es eine durchdachte Kommunikation und Ansprache. Vorgesetzte sollten nicht auf Autorität und Hierarchie setzen, sondern auf Augenhöhe kommunizieren. Zudem vertrauen junge Beschäftigte festen Bezugspersonen leichter. Mentoringprogramme oder Patenschaften sind ebenfalls ein guter Weg, damit erfahrene und jüngere Beschäftigte sich austauschen und voneinander lernen können. Azubis aus dem zweiten Ausbildungsjahr könnten etwa Azubis aus dem ersten betreuen. Nebenbei stärken Führungskräfte mit solchen Modellen ein Miteinander der Generationen.