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Der richtige Führungsstil in unsicheren Zeiten
Fest verankert, auch wenn es mal stürmisch wird: Mit dem richtigen Führungsstil Halt und Orientierung vermitteln. © Adobe Stock/3DArt

Führungskultur : Der richtige Führungsstil in unsicheren Zeiten

Verunsicherte Beschäftigte brauchen klare Perspektiven und setzen auf menschlichen Führungsstil. Mit der richtigen Kommunikation können Führungskräfte sie schaffen.

Veränderungen können verunsichern. Das ist ganz normal. Wenn sich aber – wie in der Pandemie – zugleich im Beruflichen wie Privaten vieles ändert, ist die Verunsicherung besonders groß.

Von Führungsseite sind daher vor allem Antworten und Reaktionen gefragt, die Ängste und Sorgen nehmen. Etwa auf die Frage nach dem Ansteckungsrisiko und wie sich der Abstand in Büros wahren lässt.

In Berlin fand die Senatsverwaltung für Integration, Arbeit und Soziales eine Lösung, die praktikabel ist und dabei die Sorgen der Beschäftigten berücksichtigt.

Belegung der Arbeitsplätze in den Büros steuern

Die 2100 Mitarbeitenden können in der Pandemie selbst wählen, wo sie sitzen wollen und über eine Intranet-App einen Arbeitsplatz reservieren. Da einzelne Arbeitsplätze zudem gesperrt sind, ist ein coronakonformer Abstand gewährleistet.

Das System erlaubt eine Reservierung bis zu 14 Tage im Voraus. Die Anwendung erhielt im Februar dieses Jahres den Berliner Verwaltungspreis 2020.

Mithilfe solcher Apps erleben Beschäftigte eine gewisse Sicherheit. „Es ist wichtig in Zeiten wie diesen, Lösungen zu finden und anzubieten“, sagt Dr. Marlen Cosmar, Arbeitspsychologin am Institut für Arbeit und Gesundheit der DGUV (IAG).

Regelmäßige Kommunikation in Homeoffice-Zeiten

Noch bedeutender sei aber eine gute Kommunikation. Gerade in Homeoffice-Zeiten müsse konstant aus der Ferne Kontakt gehalten werden. Regelmäßige Besprechungen an festen Terminen – per Telefon oder Videokonferenz – sind in vielen Einrichtungen bereits neue Normalität.

„Führungskräfte sollten sich dafür interessieren, wie es den Beschäftigten zu Hause geht“, meint Cosmar. Denn gerade die psychischen Auswirkungen der Pandemie werden leicht unterschätzt.

Eine weibliche Führungsperson mit FFP2-Maske.
Sich im Betrieb offen miteinander auszutauschen, kann Vertrauen schaffen und Unsicherheiten abbauen. © Adobe Stock/Jacob Lund

Menschlicher Führungsstil in Corona-Zeiten

Doch auch der Führungsstil spielt eine Rolle. Das zeigt eine Umfrage der Boston Consulting Group, an der rund 4000 Beschäftigte in Deutschland, Frankreich, Spanien und Großbritannien Ende 2020 teilnahmen.

Das Ergebnis: Gerade in Corona-Zeiten legen Beschäftigte auf die menschlichen Qualitäten ihrer Vorgesetzten Wert. Mit 37 Prozent landeten die menschlichen Qualitäten auf Platz 1, gefolgt von Tatkraft (20 Prozent) und Intellekt (14 Prozent).

Beschäftigte wünschen sich Empathie und Orientierung

Weiter befragt nach den Fähigkeiten, die eine Führungskraft mitbringen sollte, bewerteten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer einen „guten Umgang mit Unsicherheiten“ als am wichtigsten und wünschten sich Vorgesetzte, die zuhören, Rücksicht nehmen und Empathie zeigen.

Dr. Marlen Cosmar überraschen diese Ergebnisse nicht. Vielmehr bestätigen sie einen Trend: „Bereits seit mehreren Jahren zeichnet sich ab, dass Beschäftigte von ihren Führungskräften wie ein Team geführt werden möchten und dass Führungskräfte diesem Team Orientierung geben.“

Doch auch jenseits der Pandemie können Veränderungen die Beschäftigten verunsichern. Kommt es etwa zur Zusammenlegung zweier Landkreise und ihrer Verwaltungen, weckt dies Sorgen bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.

„Auch in dieser Situation ist vor allem die Kommunikation entscheidend“, sagt Cosmar. Beschäftigte wollten wissen, wie es weitergeht, was sich für sie verändert. Hier sei es von großer Bedeutung, sie zu beteiligen, einzubinden und mitzunehmen. „Außerdem ist es wichtig, Entscheidungen zu begründen“, so Cosmar.

Einzelgespräche mit Mitarbeitenden schaffen Vertrauen

Unsicherheit im Team entsteht auch auf anderen Wegen – zum Beispiel bei einem personellen Wechsel in der Führungsetage. Dies kann bei Beschäftigten Verunsicherung auslösen, vor allem wenn sie die neue Führungskraft noch nicht kennen.

„Vier-Augen-Gespräche mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gleich zu Beginn sind das Mittel der Wahl. Das ist zwar sehr zeitaufwendig, doch lohnt es sich, auch wenn man viel auf dem Tisch hat“, so Cosmar.

Je schneller neue Vorgesetzte eine Vertrauensbasis geschaffen haben, desto besser können sie Aufgaben effektiv an die Beschäftigten delegieren. Und Verantwortung zu übergeben, ist ebenfalls ein gutes Mittel, um Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu stärken.

Führung und Kommunikation

Mehr über Führung und Kommunikation erfahren Sie auf der Webseite der Kampagne kommmitmensch.