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Tiefstand der Berufsgesundheit in der Pflege
Pandemie und Personalnotstand haben die Arbeitssituation für Beschäftigten in Pflegeberufen verschärft. © RealPeopleStudio

Gesundheitsschutz : Tiefstand der Berufsgesundheit in der Pflege

Der Berufsgesundheits-Index Pflege fiel 2022 auf seinen bisher niedrigsten Wert. Hauptursache war die COVID-19-Pandemie.

Der Berufsgesundheits-Index (BeGX) Alten- und Krankenpflege spiegelt wider, welche Einflüsse die Gesundheit und die Arbeitssituation von Pflegepersonal verbessern oder entlasten. Der errechnete Wert für das Jahr 2022 erreicht mit 90 Punkten (2021 noch 99 Punkte) in der Altenpflege und 77 Punkten (2021 noch 88 Punkte) in der Krankenpflege den Tiefstand im Betrachtungszeitraum der Daten seit 2013.

Berechnet wird der Index über vier Dimensionen:

  • Ressourcen (z. B. Weiterbildung und Einkommenszufriedenheit)
  • Arbeitsbedingungen (z. B. Überstunden und wechselnde Arbeitszeiten)
  • Arbeits- und Erwerbsfähigkeit (z. B. Krankheitstage, Arbeitsunfälle, Berufskrankheiten und Risiken der Erwerbsminderung) und
  • Medien-Meinungsklima (Anerkennung und Wertschätzung in der Öffentlichkeit).

Präsentation Berufsgesundheits-Index 2022

Eine Präsentation der Daten gibt es auf der Website der BGW. Der vollständige Bericht wird 2025 veröffentlicht.

Sinkende Werte bei der Berufsgesundheit in drei Dimensionen

Sowohl in der Alten- als auch in der Krankenpflege sinken die Index-Werte der Dimension Arbeits- und Erwerbsfähigkeit am stärksten – von 48 auf 25 Punkte gegenüber 2021 in der Altenpflege und von 24 auf 7 Punkte in der Krankenpflege. Die Werte ergeben sich aus ansteigenden Arbeitsunfähigkeitstagen, höherem Risiko für Arbeitsunfälle und Berufskrankheiten sowie dem Anstieg der Inanspruchnahme der Erwerbsminderungsrente.

Bei der Krankenpflege sank der Wert der Arbeits- und Erwerbsfähigkeit am stärksten. © DIW Econ. Indexierte Werte (Basisjahr = 2013) auf Basis von Daten der AOK, BGW, DGUV, DRV Bund, von Media Tenor, der Bundesagentur für Arbeit und des SOEP / raufeld

 

Die Hauptursache dafür war die COVID-19-Pandemie. Die Verdachtsanzeigen auf eine Infektion mit COVID-19 als Berufskrankheit erreichten 2022 ihren Höchststand. Auch wenn sich der Verdacht auf eine berufsbedingte Erkrankung nicht immer bestätigte, so hatte die Branche doch langfristig mit enormen Ausfällen zu kämpfen und musste über 4.000 Erkrankte mit Reha-Maßnahmen unterstützen.

Innerhalb der Dimension Ressource fielen die Werte ebenfalls ab. Die Zufriedenheit mit der Arbeit ging zurück, ebenso die Zahl an absolvierten Weiterbildungen, was sich in der Krankenpflege in einem Werteabfall von 11 Punkten äußerte (von 108 auf 97), in der Altenpflege von 7 Punkten (von 99 auf 92).

Für die Dimension Arbeitsbedingungen ließ sich positiv vermerken, dass die Sorge um den Arbeitsplatz gering war. Jedoch stieg die Anzahl an Überstunden und mehr befristete Arbeitsverträge wurden gemeldet.

Auch in der Altepflege sank der Wert der Arbeits- und Erwerbsfähigkeit auffällig. © DIW Econ. Indexierte Werte (Basisjahr = 2013) auf Basis von Daten der AOK, BGW, DGUV, DRV Bund, von Media Tenor, der Bundesagentur für Arbeit und des SOEP / raufeld

Schwankungen beim Medien-Meinungsklima

Die zu Beginn der Pandemie noch ausgesprochen positive und wertschätzende Medienberichterstattung (2020 lag der Wert bei 120 Punkten) nahm im Laufe der Jahre ab. 2022 erfuhr die Krankenpflege wesentlich weniger positive mediale Aufmerksamkeit als noch 2020. Nur in der Altenpflege stieg der Wert dieser Dimension auf Grund von Berichten über Lohnsteigerungen.

Der BeGX

Der Berufsgesundheits-Index (BeGX) Alten- und Krankenpflege wurde bereits 2022 (für die Jahre 2013 bis 2020) und 2023 (für die Jahre 2013-2021) von der Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege (BGW) und der Deutschen Rentenversicherung Bund (DRV Bund) ermittelt. Der aktuelle dritte BeGX für den Zeitraum bis 2022 wird 2025 erscheinen.

Die genutzten Daten stammen vom Sozio-ökonomischen Panel (SOEP), von der BGW, der DRV Bund, der AOK, der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV) und von Media Tenor.