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Sicherheit und Gesundheit der Beschäftigten als Unternehmensleitbild
In Mitarbeitergesprächen sollte auch die Gesundheit angesprochen werden. © Adobe Stock/thanakorn

Führungskultur : Sicherheit und Gesundheit der Beschäftigten als Unternehmensleitbild

Effiziente Präventionskultur erfordert ein gutes Gesundheitskompetenz. Wie dieses „Soft Skill“ in die Personalauswahl einfließt, erklärt Dennis Hildebrandt.

Herr Hildebrandt, das BG Klinikum ist spezialisiert auf die Akutversorgung und Rehabilitation schwer verletzter und berufserkrankter Menschen. Was tut das Klinikum für die Gesundheit der eigenen Belegschaft?

Wie Sie sagen, ist Gesundheit unser zentrales Thema. Wir glauben, dass ein Unternehmen langfristig nur erfolgreich ist, wenn es die Gesundheit der Beschäftigten im Blick hat – ein Thema, das insbesondere in den vergangenen Wochen und Monaten an Bedeutung gewonnen hat. Das hat positive Effekte auf die Mitarbeiterzufriedenheit und die Arbeitgeberattraktivität – und natürlich auf die Qualität der Patientenversorgung.

Welche Anforderungen ergeben sich daraus an den Führungsstil?

Wichtig ist eine Unternehmenskultur, die gesunde Führung zulässt, sogar einfordert. Im BG Klinikum Hamburg finden Sie „Sicherheit und Gesundheit der Beschäftigten“ im Unternehmensleitbild, in den Strategie- und Qualitätszielen sowie im Personalentwicklungskonzept. Diese Verankerung bietet den Führungskräften einen sicheren Handlungsrahmen und Orientierung. Das ist grundlegend. Aus der Gefährdungsbeurteilung wissen wir, dass nahezu jeder Aspekt von Arbeit Einfluss auf die Gesundheit der Beschäftigten haben kann, zum Beispiel Wertschätzung durch die Führungskraft, Handlungsspielräume sowie Unterstützung im Alltag. Unfallkassen und Berufsgenossenschaften haben das in ihrer Kampagne kommmitmensch sehr gut zusammengefasst.

Portraitbild von Dennis Hildebrandt.
Dennis Hildebrandt ist Ressortleiter für Personalmanagement am BG Klinikum Hamburg. © BG Klinikum Hamburg

Wie fördern Sie intern den gewünschten Führungsstil?

Indem wir die beschriebene Präventionskultur verankert haben: Alle neuen Mitarbeitenden – auch Führungskräfte – werden am ersten Arbeitstag in einer Erstunterweisung mit diesen Werten vertraut gemacht. Im jährlichen Mitarbeitergespräch kommt das Thema Sicherheit und Gesundheit ebenso auf den Tisch wie in der Regelbeurteilung. Wir behandeln in einem ganzen Fragenblock Aspekte von Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz im Bereich der Führungskraft, zum Beispiel die Umsetzung, spezielle Anforderungen und persönliche Belastung.

Wie unterstützen Sie Führungskräfte in ihrer Rolle?

Wir vermitteln Führungswissen und -methoden regelmäßig in Schulungen. Sicherheit und Gesundheit nehmen dabei eine wichtige Rolle ein. Zudem gibt es Unterstützungsangebote, die im Führungsalltag helfen sollen, wie interne Konfliktberatung, Betriebliches Eingliederungsmanagement, Mitarbeiterberatung, Teamentwicklung und Coaching sowie die Gefährdungsbeurteilung, wobei psychische Belastung mithilfe eines Workshop-Verfahrens ermittelt wird. Ein zusätzliches Tool ist die kollegiale Beratung: Wir laden die Führungskräfte dazu ein, ihr Wissen auszutauschen und sich gegenseitig auf einer professionellen Ebene zu beraten.

Wenn Sie Stellen ausschreiben: Ist gesundes Führen dort als Anforderung genannt?

Bisher nicht konkret, aber das ist eine gute Anregung. Wer sich bei uns bewirbt, lernt unsere Haltung zu Sicherheit und Gesundheit auf unserer Website, in den Social-Media-Kanälen und schließlich im persönlichen Gespräch kennen.

Wie wird in einem Bewerbungsgespräch die Einstellung zur Prävention ermittelt?

Im Gespräch wird eine Grundhaltung zu Gesundheit sichtbar. Das fängt mit der Selbstfürsorge an: Wenn eine Führungskraft beispielsweise angibt, lieber durchzuarbeiten, als sich Zeit für Pausen zu nehmen, werden auch zukünftige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nicht guten Gewissens für ihre Erholung sorgen. Das kann in einer akuten Situation im Klinikalltag schon einmal richtig sein. Aber es ist nicht die angemessene Grundhaltung.

Wir fragen anhand von konkreten Situationsbeispielen nach, wie der Bewerber oder die Bewerberin handeln würde: „Wie schaffen Sie es, Überlastungssituationen im Arbeitsalltag Ihrer Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen zu lokalisieren, und wie steuern Sie gegen?“ Zusätzlich integrieren wir aktuell ein Fragen-Set zum Thema Prävention in unseren Leitfaden für Bewerbungsgespräche, um das Thema nachhaltig in der Personalauswahl zu verankern, beispielsweise „Welche Rolle spielt für Sie das Thema Gesundheitsförderung in Ihrem Führungsalltag?“ oder „Als Führungskraft obliegt Ihnen die Fürsorgepflicht für Ihre Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen. Wie kommen Sie dieser Verpflichtung konkret nach?“. Ergänzt wird dies durch Fragen nach dem Umgang mit besonderen Belastungen wie aktuell während der Corona-Pandemie.

An welchen Indikatoren orientieren Sie sich bei der Personalauswahl?

Das gesuchte Kompetenzprofil ist ausschlaggebend, eine Besetzung „weil jemand dran ist“ gibt es nicht. Neben Auswahlgesprächen ergeben Empfehlungen von Führungskräften, Mitarbeiterbeurteilungen sowie gegebenenfalls Projekterfolge ein Gesamtbild, das wir auf gesundheitsgerechtes Führen abklopfen. Wir erwarten von unseren Führungskräften, dass sie als Vorbild fungieren und ihre Beschäftigten gesundheitsgerecht entwickeln und führen.

Autorin: Miriam Becker

Info

Präventionskultur ist Führungsaufgabe: Wenn Sie das Thema im Betrieb voranbringen wollen, bieten die kommmitmensch-Dialoge eine gute Diskussionsgrundlage. Diese und viele weitere Anregungen und Informationen finden Sie unter kommmitmensch.de