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Sozial nachhaltig: Eine Stadtbibliothek macht es vor
Beschäftigte wie Janina Evens machen mit dem Lastenrad der Stadtbibliothek auf die Nachhaltigkeitsziele aufmerksam. © Stadtbibliothek Bremen

Führungskultur : Sozial nachhaltig: Eine Stadtbibliothek macht es vor

Mit sozialen Projekten setzt die Stadtbibliothek Bremen Ziele der Agenda 2030 der Vereinten Nationen um – und profitiert davon auch selbst.

In eine öffentliche Bibliothek gehen und sich kostenfrei Bücher aus­leihen: hierzulande selbstverständlich. Freien Zugang zu Bildung und ­Unterhaltung gibt es aber nicht überall auf der Welt. Folglich ist auch der ­Gedanke, dass öffentliche Bibliotheken allen Menschen offenstehen, vielen Geflüchteten, die nach Deutschland kommen, fremd.

Die Mitarbeiterinnen und Mit­arbeiter der Stadtbibliothek Bremen entschieden sich deshalb dazu, ihre Angebote ­dorthin zu bringen, wo man nicht von ihnen weiß. Sie packten ­Boxen mit Lern- und Freizeitmedien, fuhren ­damit zu Geflüchteten­unter­künften, stellten ihre Einrichtung vor und luden zu Besuchen ein. Ein ­wichtiger Beitrag zur Integration.

Soziale Nachhaltigkeit zahlt auf Agenda 2023 der Vereinten Nationen ein

Zugleich kommt die Stadtbibliothek ­damit ihren Nachhaltigkeitszielen ­näher. Viele Unternehmen und Insti­tutionen denken beim Thema Nach­haltigkeit nur an ökologische und ökonomische Ziele wie Klimaschutz und nachhaltige Produktion. Doch es geht um mehr. 17 Ziele listen die Vereinten Nationen in ihrer Agenda 2030 auf – dazu zählt auch Bildung.

„Die Ziele überlappen sich. Wenn wir Projekte umsetzen, zahlen sie daher meist nicht nur auf ein Ziel ein“, sagt Sabine Forcher-Zipf. Sie leitet die Ar­beits­gemeinschaft Nachhaltigkeit der Stadtbibliothek Bremen. Die Medienboxen für Geflüchtete ver­binden zum Beispiel fünf Ziele: keine Armut, Bildung, weniger Ungleichheiten, starke Institutionen sowie Partnerschaften, um die Ziele zu erreichen.

Gut zu wissen

Was bedeutet soziale Nachhaltigkeit?

2015 haben die Vereinten Nationen ihre Agenda 2030 verabschiedet. In dieser definieren sie 17 Ziele für eine nach­haltige ­Entwicklung.

Sozial nachhaltig ist, wenn die sozialen und kultu­rellen Systeme entsprechend der 17 Ziele organisiert sind. Zu 
den Merkmalen gehört, dass Unter­nehmen 
im Umgang mit ihren ­Beschäftigten ­sozial handeln und sich ihrer Verantwortung gegenüber der Gesellschaft bewusst sind.

Mit sozialer Nachhaltigkeit werben

„Nachhaltigkeit ist ein Thema, mit dem wir für uns werben können“, ist Forcher-Zipf überzeugt. Die Stadt­bibliothek Bremen mit ihren acht ­Standorten sei dadurch, dass sie das Thema offensiv vertritt, ein begehrter Kooperationspartner in der Hanse­stadt. Zum Beispiel für Bildungs­einrichtungen, Vereine und andere ­öffentliche Einrichtungen.

Sich für die Umsetzung der Agenda 2030 starkzumachen, sei in der Stadt­bibliothek von Beginn an eine Ge­meinschaftsleistung gewesen. „Wegen der Pandemie waren Präsenzfortbildungen nicht möglich. Aber wir haben Info-Filme produziert und die Nachhaltigkeitsziele an Mitarbeitende kommuniziert und unsere Pläne erläutert“, berichtet Forcher-­Zipf. Sowohl die ­Zustimmung als auch die Bereitschaft, mitzumachen, seien von Anfang an hoch gewesen.

Zudem konnten sich die Beschäftigten an der weiteren Entwicklung beteiligen. Während eines internen Austausch­gesprächs wurden zunächst Ideen für innerbetriebliche Nachhaltigkeitsaktionen gesammelt. Ein Vorschlag war, ein Dienstfahrrad anzuschaffen. Ein anderer: regelmäßige freiwillige Gesprächsrunden unter den Kolleginnen und ­Kollegen, um sich gegenseitig Nach­haltigkeits-Tipps zu geben.

Argument für soziale Nachhaltigkeit

Beschäftigte, die ihrem Unternehmen eine hohe Sozialverantwortung bescheinigen, sind leistungsbereiter, zu­frie­de­ner und gesünder.

Das zeigt der Fehlzeiten-­Report 2022 des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO). Er ­basiert auf einer ­repräsentativen Be­fragung unter rund 2.500 Erwerbs­tätigen aus dem Februar und März 2022.

Nachhaltig auf dem Weg

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Vielfalt fördern durch sozial nachhaltige Projekte

Dass Einrichtungen auch selbst davon profitieren können, sich für die ­Nachhaltigkeitsziele der Vereinten ­Nationen starkzumachen, zeigt ein ­weiteres Projekt der Stadtbibliothek: Mit dem Programm „Zukunftschance Ausbildung“ will die Stadt Bremen ­gezielt Menschen mit Geflüchteten-­Status eine Chance auf eine berufliche Zukunft geben.

Mit einem einjährigen berufsvorbereitenden Jahr werden sie auf eine spätere Ausbildung oder ein duales Studium vorbereitet. Die Stadtbibliothek konnte mit diesem Angebot bereits mehreren Geflüchteten den Weg ins Bibliothekswesen eröffnen und so neue Fachkräfte für sich gewinnen. „Die Vielfalt in den eigenen Teams birgt ein großes Potential, das wir nutzen möchten“, meint Forcher-Zipf.