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Null Toleranz bei Gewalt gegen Einsatzkräfte
Jan-Henrik Büthe, Ortsbrandmeister und Notarzt, berichtet im Rahmen der Kampagne #GewaltAngehen über seine Erfahrungen. © DGUV

Arbeitssicherheit : Null Toleranz bei Gewalt gegen Einsatzkräfte

Die neue Kampagne der gesetzlichen Unfallversicherung #GewaltAngehen setzt ein Zeichen gegen Gewalt und hilft Einrichtungen bei der Gewaltprävention.

Einsatzkräfte retten Leben. Ihr Engagement wird nicht immer anerkannt. Im Gegenteil, oft sind sie stattdessen Zielscheibe von Gewalt. 2.644 gewaltbedingte Unfälle wurden der gesetzlichen Unfallversicherung zwischen 2005 und 2022 aus der Branche gemeldet. Das geht aus der Broschüre Arbeitsunfallgeschehen 2022 hervor. Betroffen waren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Freiwilligen Feuerwehr, des Katastrophenschutzes sowie des Kranken- und Rettungstransports.

Diese Gewalt muss ein Ende finden. Unter dem Motto #GewaltAngehen setzen die Berufsgenossenschaften, Unfallkassen und ihr Spitzenverband, die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (DGUV), deshalb ein Zeichen gegen Gewalt am Arbeitsplatz.

Gesetzliche Unfallversicherung unterstützt dabei, Gewalt zu verhindern

Ziel der Kampagne ist es, die Solidarität mit Einsatzkräften zu fördern sowie Möglichkeiten aufzuzeigen, wie Gewalt bei ihren Einsätzen vermieden werden kann. Führungskräfte von Unternehmen und Einrichtungen erhalten auf der Kampagnen-Website dazu viele Informationen, etwa Handlungsleitfäden und Schulungsangebote.

Sechs Einsatzkräfte von Feuerwehren und Hilfsorganisationen kommen im Rahmen der Kampagne zu Wort. Sie machen deutlich, dass Gewalt gegen Helferinnen und Helfer kein Problem einzelner Personen ist, sondern „alle angeht“. Deshalb enthält die Kampagnen-Website auch Informationen darüber, wie sich jemand verhalten sollte, wenn er oder sie eine Gewalttat beobachtet.

Gewalt am Arbeitsplatz verhindern

Gewalt am Arbeitsplatz durch organisationsfremde Personen ...

Interview: Ortsbrandmeister berichtet aus seinem Berufsalltag

Einer der sechs Kampagnen-Testimonials ist Jan-Henrik Büthe, Ortsbrandmeister und Notarzt. Für ihn ist die Rettung anderer Menschen Beruf und Berufung. Als Freiwilliger Feuerwehrmann und Notarzt erlebt er viele belastende Situationen. Wird er dann noch mit Bedrohungen, Beschimpfungen oder anderen Formen von Gewalt konfrontiert, belastet das doppelt. Im Interview spricht er über seine Erfahrungen und den Umgang mit Gewalt.

Herr Büthe, haben Sie persönlich schon Gewalt erlebt?

Wirklich massive Gewalt habe ich Gott sei Dank noch nicht erlebt. Aber mal am Hals oder am Arm gepackt zu werden und gesagt zu bekommen ‚Ich hau dir jetzt eine rein‘ – das ist für mich eigentlich schon Standard. Gerade im Rettungsdienst oder im Krankenhaus kommt es regelmäßig vor, dass man körperlich angegangen wird, verbal sowieso. Auch hier sind Pöbeleien und Bedrohungen leider Standard.

Wie versuchen Sie Kameradinnen und Kameraden davor zu schützen, Erlebtes mit ins Privatleben zu nehmen?

Das ist mir tatsächlich ziemlich wichtig. Als Ortsbrandmeister habe ich ja auch eine Fürsorgepflicht gegenüber meinen Kameraden. Ich versuche immer, dass wir uns nach Einsätzen noch mal im Gerätehaus treffen, um in der Gruppe über die Einsätze zu sprechen, damit niemand erst in die Situation kommt, das mit nach Hause zu nehmen. Natürlich haben wir auch untereinander – fernab der Hierarchie – immer ein offenes Ohr füreinander, um Frust und Probleme loszuwerden.

Sind Sie denn gut geschult, um mit Gewalterfahrungen umzugehen?

Man muss ganz klar sagen: In der medizinischen Ausbildung ist der Umgang mit Gewalt kein Thema. Man kann sicher Seminare machen, aber vorbereitet wird man auf kritische Situationen, auf die verbalen oder körperlichen Übergriffe nicht. Bei der Freiwilligen Feuerwehr ist es langsam im Kommen, dass man Schulungen besucht. Wir haben zum Beispiel vor kurzem vom ehrenamtlichen Rettungsdienst einen Selbstverteidigungskurs besucht, um Techniken zur Deeskalation zu lernen. Aber wirklich verbreitet und für jedermann zugänglich ist das noch nicht.

Und was erwarten Sie von Ihren Mitmenschen?

Das vollständige Interview mit Jan-Henrik Büthe und viele weitere Materialien zum Thema Gewalt gegen Einsatzkräfte finden Sie auf dguv.de/gewalt-angehen.