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Tipps für Führungskräfte im Homeoffice
Führungskräfte sollten darauf vertrauen, dass Mitarbeitende auch ohne Kontrolle genau wissen, was zu tun ist. © iStockphoto/mdphoto16

Arbeitssicherheit : Tipps für Führungskräfte im Homeoffice

Führungskräfte im Homeoffice müssen ihren Beschäftigten aus der Ferne den Rücken stärken. So gelingt Führen auf Distanz.

Die Zahl der Beschäftigten, die zumindest gelegentlich im Homeoffice arbeiten, ist in den vergangenen fünf Jahren deutlich gestiegen. Zahlen des Statistischem Bundesamts belegen: Während 2018 nur rund zwölf Prozent aller Erwerbstätigen zu Hause gearbeitet haben, lag der Anteil 2021 bei rund 25 Prozent. Auch in der öffentlichen Verwaltung nutzt die Belegschaft Homeoffice: 35 Prozent von ihnen arbeiteten 2021 in den eigenen vier Wänden.

Seit Beginn der Coronapandemie müssen sich Führungskräfte deshalb Gedanken darüber machen, wie sie auf Distanz führen. „Wenn der persönliche Kontakt zwischen Beschäftigten und Führungskraft eingeschränkt ist, ändert sich die Art der Führung“, sagt Dr. Susanne Roscher, Leiterin des Bereichs Arbeitspsychologie der Verwaltungs-Berufsgenossenschaft (VBG). „Häufig wird aus der Ferne eher per Mail als von Angesicht zu Angesicht kommuniziert. Dadurch besteht die Gefahr, dass man sich nur sachbezogen austauscht. Persönliche Fragen nach dem Befinden oder dem Vorankommen bei der Arbeit bleiben oft auf der Strecke“, so die Arbeitspsychologin.

Beschäftigte wertschätzen und ihnen Vertrauen schenken

Das hat Konsequenzen: So kommt in der Kommunikation – oft ungewollt – die Wertschätzung der Arbeitnehmenden durch die Führungskräfte zu kurz. Eine eher knappe und unpersönliche Ansprache kann Beschäftigte verunsichern. Den Beschäftigten zu vermitteln, dass ihre Arbeit weiterhin geschätzt wird und sie als Person wichtig sind, schafft Sicherheiten und verbessert die Arbeitssituation der Beschäftigten.

Wo direkte Eingriffsmöglichkeiten nicht mehr gegeben sind, spielt das Vertrauen eine umso größere Rolle. Unerlässlich für das Führen auf Distanz ist deshalb eine Vertrauenskultur. „Angst vor Kontrollverlust muss keine Führungskraft haben“, so Dr. Roscher. „Studien zeigen, dass die Menschen im Homeoffice oft sogar effizienter arbeiten als am Firmen-Arbeitsplatz.“ Führungskräfte sollten zuversichtlich sein, dass Beschäftigte auch ohne ständige Kontrolle sehr genau wissen, was wann zu tun ist.

Tipps

Praxistipps für Führungskräfte im Homeoffice:

  • In Kontakt bleiben: Dafür Mails, aber insbesondere Videokonferenzen nutzen. Das vermittelt das Gefühl, weiterhin Mitglied eines Teams zu sein. Zudem lassen sich Probleme oft schnell und pragmatisch lösen.
  • Regelmäßig erkundigen, wie es Beschäftigten auch persönlich geht. Dadurch wird echtes Interesse signalisiert.
  • Flexibel bleiben und situativ auf das reagieren, was einzelne Personen brauchen. Beschäftigte müssen unterschiedlich stark angeleitet werden, wenn sie mobil von zu Hause arbeiten.
  • Vertrauen haben: Unternehmen sollten flexibel auf ausfallende Kinderbetreuung oder ärztliche Termine ihrer Beschäftigten reagieren. Es hat sich gezeigt, dass Beschäftigte Freiräume nicht ausnutzen, sondern das Vertrauen zu schätzen wissen.
  • Gesundheitskompetenz stärken: Technische und ergonomische Ausstattung sicherstellen, Erreichbarkeit regeln und auf die Einhaltung der Arbeitszeit achten. Gegebenenfalls Workshops zum Thema anbieten.
  • Auswirkung von Homeoffice auf Qualität und Produktivität der Arbeit sowie Teamzusammenhalt beurteilen

Führung in Form der indirekten Steuerung

Arbeiten Beschäftigte verstärkt oder ausschließlich von zu Hause, führen Führungskräfte erfolgreich nach dem Prinzip der sogenannten indirekten Steuerung.

Bei diesem Führungsprinzip zählt weniger das Wie eines Prozesses als das Was in Form eines Ziels. Soll heißen: Die Führungskraft vereinbart mit ihren Beschäftigten ein konkretes Ergebnis, das zu einem bestimmten Zeitpunkt erreicht sein soll. Die Verantwortung für das Erreichen des Ziels wird auf die Beschäftigten übertragen und sie arbeiten selbstständig darauf hin. Indirekte Steuerung bedeutet:

  • Führen über Ziele
  • Verantwortung wird auf Beschäftigte aller Hierarchien übertragen
  • Ziele sind Indikatoren für unternehmerischen Erfolg
  • Systematisches Rückmelden des Zielerreichungsgrades
  • Benchmark anhand von Kennzahlen

Führungskräfte sollten Ruhezeiten berücksichtigen

Wer von zu Hause arbeiten möchte, braucht Gesundheitskompetenz. Ergonomisches Arbeiten und das Einhalten der gesetzlichen Ruhe- und Pausenzeiten gehören dazu. Ob Beschäftigte auf Kosten ihrer eigenen Gesundheit und der sozialen Kontakte gern noch eine Schippe drauflegen, hinge auch davon ab, was Führungskräfte vorleben, so Dirk Lauterbach, Abteilungsleiter am Institut für Arbeit und Gesundheit der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (IAG). Der Experte mahnt: „Wer selbst rund um die Uhr Nachrichten und Arbeitsaufträge sendet, veranlasst Beschäftigte eventuell zu einem ähnlichen Verhalten.“

Entgrenzte Erreichbarkeit ist die Kehrseite der Medaille Homeoffice. Wer einmal angefangen hat, Arbeit mit nach Hause zu nehmen, kann sich meist schlechter abgrenzen. Und wer auch außerhalb der Arbeitszeit erreichbar ist, kann sich signifikant schlechter erholen oder gedanklich von der Arbeit lösen. Professor Dr. Frauke Jahn von der Abteilung Forschung und Beratung am IAG zieht dazu folgenden Schluss: „Für den Umgang mit arbeitsbedingter Erreichbarkeit gibt es nicht die eine für alle gültige Antwort. Es sind individuelle, gemeinsam entwickelte Konzepte einer digitalen Kultur notwendig, damit insgesamt die Vorteile überwiegen.“

Homeoffice mit Kindern ist herausfordernd.
© Adobe Stock/Visual Generation

Praxistipps

Unfällen im Homeoffice vorbeugen

  • Lose Kabel von PC, Laptop und Drucker verstauen oder auf dem Fußboden festkleben
  • Herumliegendes Spielzeug wegräumen und Kinder dazu bewegen, möglichst nur im eigenen Zimmer zu spielen, wenn zu Hause gearbeitet wird
  • Für private Tätigkeiten die Arbeit konsequent unterbrechen, um nicht „mit einem Auge“ potenziell gefährliche Handlungen wie Kochen durchzuführen
  • Wem im Homeoffice kein eigenes Büro zur Verfügung steht, sollte mit Hilfsmitteln den Arbeitsbereich optisch eingrenzen. Als Barriere eignet sich zum Beispiel Klebeband.

Mit dieser Broschüre Gefahren im Haushalt besser kennen.