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Mehr Vielfalt in der Führung
Sogenannte Männerbünde führen dazu, dass sich Männer gegenseitig in ihrer Karriere fördern und ihren Einfluss sichern. Frauen bleibt der Aufstieg dadurch oft verwehrt. © AdobeStock/fizkes

Führungskultur : Mehr Vielfalt in der Führung

Frauen sind in Führungspositionen weiterhin unterrepräsentiert. Das hat unter anderem strukturelle Gründe, wie Annette Bürger und Nina Schneider erläutern.

Welche Faktoren begünstigen eine diverse Führungsriege? Um das herauszufinden, befragten Annette Bürger und Nina Schneider von der Evangelischen Hochschule Rheinland-Westfalen-Lippe Frauen in Führungspositionen der Stadt Bochum und eines international agierenden Konzerns. Ihre Erkenntnisse sowie konkrete Fördermaßnahmen bündeln die Forscherinnen in einem neuen Buch.

Was verstehen Sie unter Diversity Management?

Schneider: Beim Diversity Management geht es um das Gestalten von Vielfalt in einer Organisation. Die personelle Vielfalt kann unterschiedliche Dimensionen umfassen, beispielsweise Geschlecht, Alter, Herkunft und Behinderung. Wenn möglichst alle Beschäftigten mit ihren verschiedenen Eigenschaften gefördert und integriert werden, kann die Organisation dadurch viele Vorteile erzielen. Ihre Innovationskraft kann verbessert, die Attraktivität als Arbeitgebende gesteigert und die Motivation der Beschäftigten erhöht werden.

Portraitfoto von Nina Schneider, Evangelische Hochschule Rheinland-Westfalen-Lippe in Bochum
Nina Schneider, Evangelische Hochschule Rheinland-Westfalen-Lippe in Bochum © privat

Frauen zu fördern, ist ein Ziel von Diversity Management. Wie sieht es aktuell im öffentlichen Dienst aus?

Bürger: Der öffentliche Dienst stellt einen wichtigen Beschäftigungszweig für Frauen dar. Zudem ist der öffentliche Sektor gleichstellungsrechtlich stark reguliert. In den Gleichstellungsgesetzen ist die Frauenförderung für die öffentliche Verwaltung verankert. Dennoch ist die Führung im öffentlichen Sektor vor allem aufgrund der höheren Teilzeitbeschäftigung von Frauen und den daraus resultierenden Karrierenachteilen weiterhin männerdominiert.

Welche weiteren Gründe gibt es für die Unterrepräsentanz von Frauen in der Führung?

Bürger: Die Gründe sind sehr komplex, und lange war es üblich, sie primär auf der Ebene des Individuums zu suchen. Dies greift zu kurz. Gründe finden sich vor allem auf der Ebene der Arbeitsorganisation und der gesellschaftlichen Rahmenbedingungen. Dazu gehören: Vereinbarkeit von Familie und Beruf, Unternehmenskultur, Netzwerke und Männerbünde sowie Personalpolitik.

Portraitfoto von Annette Bürger, Evangelische Hochschule Rheinland-Westfalen-Lippe in Bochum
Annette Bürger, Evangelische Hochschule Rheinland-Westfalen-Lippe in Bochum © privat

Was ist mit Männerbünden gemeint?

Bürger: Es gibt eher kleinere, informelle Männerbünde, bei denen sich Männer durch alltägliche Verbindungen und Seilschaften gegenseitig in ihrer Karriere unterstützen und ihre Einflussbereiche sichern. Diese Netzwerke sorgen dafür, dass Männer in Führungspositionen unter sich bleiben und Frauen wesentliche Aufstiegsfaktoren verwehrt bleiben. Daher ist es wichtig, Führungskräfte für Diversity-Themen zu sensibilisieren.

Welche Maßnahmen sind darüber hinaus zu ergreifen?

Schneider: Das Buch nennt viele verschiedene Maßnahmen, um Frauen zu fördern – unter anderem in den Bereichen Recruiting sowie Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Das sind zum Beispiel: gendersensible Stellenausschreibungen, Führung in Teilzeit, berufliche Netzwerke und flexible Arbeitszeitmodelle. Der Erfolg aller Maßnahmen hängt dabei von der vorherrschenden Unternehmenskultur ab. Deshalb ist der Mix an Maßnahmen individuell für jede Organisation zu ermitteln. Nur wenn die Unternehmenskultur berücksichtigt ist, werden die Maßnahmen wirken.