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E-Fahrzeuge – elektrisch, aber sicher
In Leipzig fahren bereits 45 Prozent der Ver­waltungs­fahrzeuge der Stadt mit Strom. © Stadt Leipzig

Führungskultur : E-Fahrzeuge – elektrisch, aber sicher

Die öffentliche Verwaltung setzt verstärkt auf E-Fahrzeuge. Führungskräfte sollten darauf achten, dass Beschäftigte vor der ersten Fahrt gut eingewiesen sind.

Bereits vor mehreren Jahren hat die Stadt Leipzig damit begonnen, ihren Fuhrpark auf Elektrofahrzeuge umzustellen. Bei den Fahrzeugen für die Verwaltung konnte der Elektrifizierungsgrad bereits auf 45 Prozent gebracht werden – in den nächsten Jahren sollen weitere E-Fahrzeuge hinzukommen.

Städte und Gemeinden setzen auf ­E-­Mobilität, zum einen, um die kommunalen Klimaschutzziele zu erreichen. Zum anderen sind gesetzliche Mindestziele für den Anteil von emissionsarmen und -freien Fahrzeugen an der Fahrzeugflotte vorgeschrieben – bis Ende 2025 muss er 38,5 Prozent erreicht haben.

Bei der Beschaffung achtet die Stadtverwaltung Leipzig insbesondere auf die Reichweite der Modelle, teilte das Amt für Digitalisierung und Organisation mit. Anders als noch bei den ­ersten ­E-Autos ist es inzwischen deutlich leichter geworden, Elektrofahrzeuge zu bekommen, deren Batterien auch 400 bis 600 Kilometer schaffen. Unter Sicherheits­aspekten ist bei der Beschaffung aber etwas anderes noch wichtiger: „Die Fahrzeugtüren sollten sich von ­außen manuell ­öffnen ­lassen“, sagt Kay Schulte, der beim Deutschen Verkehrssicherheitsrat (DVR) das Referat „Unfallpräven­tion, Wege und Dienstwege“ leitet. Bei einigen Modellen sei dies nur elek­tronisch möglich, was die Rettung im Falle eines Unfalls erschwert und verzögert. Schulte rät außerdem, vor der Anschaffung weiterer Fahrzeuge die Mitarbeitenden nach ihren bis­herigen Erfahrungen zu fragen. Sollten diese schlecht ausfallen, könnten andere Modelle zum Zuge kommen.

Nicht nur Beschleunigung und Bremsverhalten sind ungewohnt

Bevor Beschäftigte erstmalig ein Elek­trofahrzeug steuern, müssen sie eingewiesen werden. Eine Unterweisung ist mindestens einmal jährlich angebracht. Führungskräfte sollten darauf achten, dass sich Mitarbeitende damit vertraut machen, wie sich Fahrzeuge mit Elek­troantrieb von solchen mit Verbrenner unterschieden. Dass die „Stromer“ deutlich schneller beschleunigen, ist dabei sicher am auffälligsten. „Die maximal erlaubten 50 Kilometer pro Stunde im Stadtverkehr sind in wenigen Augenblicken erreicht. ­Daran muss man sich erst einmal gewöhnen“, weiß Schulte. Das gilt auch beim ­Ein- und Ausparken der Fahrzeuge aus engen Parkplätzen.

Wer sich ans Steuer eines Elektro­wagens setzt, muss sich außerdem bewusst machen, dass dieser nahezu geräuschlos unterwegs ist. Seit Juli 2019 erzeugen E-Autos zwar bei Schritt­geschwindigkeit künstlich Ge­räusche. Doch für Menschen, die zu Fuß oder auf dem Fahrrad unterwegs sind, ist es dennoch nicht immer leicht, Elektro­fahrzeuge akustisch wahrzunehmen. Schulte appelliert daher an Fahrzeugführende, die Umgebung besonders gut im Blick zu haben, um recht­zeitig re­agieren zu können, wenn andere ­Personen das E-Fahrzeug übersehen.

Brandschutz - Gefahren durch Akkus und Ladesäulen

  • Die Brandgefahr bei Elektrofahrzeugen ist im Vergleich zu Verbrennern nicht generell höher. Defekte oder beschädigte ­Batterien ­bringen aber ­andere Risiken mit sich.
  • Akku-­Brände zu löschen, sollten der Feuerwehr überlassen werden. Diese weiß mit den entstehenden ­hohen Temperaturen und der Rauchgasentwicklung umzugehen.
  • Inspektionen in regel­mäßigen Abständen ­helfen dabei, Defekte und Ver­unreinigungen an der ­Batterie sowie den Lade­vorrichtungen zu erkennen.
  • Vor der Errichtung von Lade­säulen sollten Unternehmen und Einrichtungen einiges berücksichtigen. Dazu gehören: Vorgaben des Brandschutzkonzeptes und der Brandschutzbehörde, Vorschriften der Bauaufsichtsbehörde sowie Anforderungen der Sachversicherer. Diese richten sich auch nach dem Ort (im Freien, in einer offenen oder geschlossenen Garage).

Genauere Ausführungen in der DGUV-Information Brandschutz beim Umgang mit Lithium-Ionen-Batterien.

Auch das Bremsverhalten ist anders, weil mehr mit der Motor­bremse gearbeitet wird als mit der mech­anischen Bremse. „So wird die Rekupera­tions­kraft genutzt, um beim Bremsen ­Energie zu gewinnen“, erklärt ­Schulte. Der Grad der Rekuperation lässt sich einstellen und führt gepaart mit dem richtigen Fahrverhalten dazu, dass die Reichweite des Fahrzeugs steigt. Der DVR bietet Trainings an, bei ­denen ­genau das geübt wird.

Mit der Umstellung der Fahrzeugflotte auch die Ladeinfrastruktur planen

Die Umstellung vom Betanken eines Autos mit Verbrennermotor auf das Laden einer Batterie dürfte den meisten Beschäftigten leichtfallen. Für ­Unternehmen und Einrichtungen ist es wichtig, die Ladeinfrastruktur bei der Umstellung auf E-Mobilität rechtzeitig anzugehen. Bei der Stadt ­Leipzig ist die Planung fester ­Bestandteil des Beschaffungsprozesses. An vielen Standorten der Verwaltung im Stad­tgebiet sind so bereits eigene Ladepunkte mit mehreren Ladesäulen entstanden. Dort können die Fahrzeuge bequem geladen werden, wenn sie ­gerade nicht im Einsatz sind.

Schwieriger wird es für Unter­nehmen und Einrichtungen, die Ladeinfrastruktur für Spezialfahrzeuge mit elektrischem Antrieb anzuschaffen. Denn diese verfügen über größere Batterien mit höherer Kapazität. Aber auch die ­Beschaffungskosten sind bei diesen Fahrzeugtypen deutlich höher und es sind weniger Modelle auf dem Markt verfügbar. Doch die ersten elektrischen Müllfahrzeuge sind zum Beispiel bereits im Einsatz. In den kommenden Jahren dürfte ihre Zahl deutlich steigen.