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Leichte Sprache für mehr Inklusion
Menschen mit körperlichen, kognitiven oder Sprachbarrieren kann Leichte Sprache beim Verstehen helfen. © Adobe Stock/Bojanikus

Führungskultur : Leichte Sprache für mehr Inklusion

Leichte Sprache macht Inhalte für Menschen mit sprachlichen Barrieren verständlich und dient so auch der Arbeitssicherheit, sagt Elena Husel.

Leichte Sprache ist für Menschen mit sprachlichen Barrieren eine enorme Hilfe – auch im Job. Inhalte verständlich zu machen, dient der persönlichen Handlungsfähigkeit und der Arbeitssicherheit gleichermaßen, sagt Elena Husel. Sie arbeitet im Büro für Leichte Sprache der Lebenshilfe Würzburg und erklärt, wo und für wen Leichte Sprache im ­öffentlichen Dienst hilfreich ist.

Frau Husel, was genau ist Leichte Sprache?

Leichte Sprache dient der Barrierefreiheit und vermittelt Inhalte leicht verständlich. Sie hilft allen Menschen, die wegen einer Beeinträchtigung, Krankheit, geringem Bildungsniveau oder einer abweichenden Erstsprache vorrübergehend oder dauerhaft an eine Kognitions-, Sprach- oder Fachsprachenbarriere stoßen. Das gilt auch für Menschen, die gerade erst Deutsch lernen. Leichte Sprache ist eine stark reduzierte Form des Deutschen und wird von professionellen Übersetzungsbüros anhand von Regelwerken übersetzt, die von der Wortwahl bis zum Layout alles berücksichtigen.

Wie funktioniert Leichte Sprache?

Leichte Sprache arbeitet mit bekannten Wörtern, Erklärungen für Fachbegriffe und kurzen Hauptsätzen. Die relevanten Informationen des Textes werden herausgefiltert und übersichtlich dargestellt. Häufig lesen danach ­Betroffene den Text, um zu testen, ob für sie alles verständlich ist. Anders bei Ein­facher Sprache: Sie ist etwas komplexer, aber immer noch verständ­licher als Standard- oder Fachsprache. Sie muss keinen offiziellen Vorgaben folgen.

Portraitbild der Autorin Elena Husel. Sie hat braunes lange Haar und lächelt in die Kamera.
Elena Husel ist Expertin für Barrierefreie Kommunikation im Büro für Leichte Sprache der Lebenshilfe Würzburg. © Privat

 

Wo kann Leichte Sprache im öffentlichen Dienst helfen?

Behördenintern für Beschäftigte mit eingeschränkten körperlichen, geistigen oder kognitiven Fähigkeiten. Für diejenigen mit Sprachproblemen vor allem bei Themen der Arbeitssicherheit oder wenn komplexe Inhalte schnell vermittelt werden müssen. Denn Fachkräften fehlt in der Regel nicht das Fachwissen, sondern nur Zeit. Behördenextern muss ich mir überlegen, wen ich ansprechen und erreichen will. Bearbeite ich Anträge für Menschen mit Fluchthintergrund, können etwa Zusammenfassungen in Leichter Sprache zu weniger Nachfragen ­führen – und Fachkräfte sind zeitlich entlastet. So profitieren alle.

Kann der Einsatz Leichter Sprache auch kontraproduktiv sein?

Ja, etwa wenn Fachpersonal mit wenig oder keinen Deutschkenntnissen fach­liche Inhalte in Leichter Sprache vor­gelegt bekommt. Das kann vor den Kopf stoßen, denn Fachwissen ist ja da. In dem Falle lieber Übersetzungen oder Einfa­che Sprache für alle anbieten und Leichte Sprache eher für kulturelle Verstän­digung nutzen: Wie sehen ­Abläufe aus? Wen darf ich zu welchem Thema ansprechen und fragen?

Was müssen Führungskräfte bedenken, wenn das Unternehmen Inhalte in Leichter Sprache nutzen will?

Dass sie immer an die Zielgruppe angepasst sein muss. Das bedeutet: Individuelle Bedarfe zuvor abfragen und Materialien entsprechend aufbereiten. Darum muss sich jemand kümmern, also braucht es ­Ressourcen und Verantwortliche, die sich des Themas dauerhaft annehmen. Denn inklusive Behördenkultur ist ein Prozess: Regelmäßig Feed­back einholen, was verbessert werden kann. Der Austausch mit der Zielgruppe ist wichtig. Leichte Sprache kann ihnen Handlungsfähigkeit bieten und das Kompetenzgefühl steigern.