Gesundheitsschutz : „Führungskräfte haben eine Vorbildfunktion“
Rund 750 Menschen arbeiten für die Stadt Schorndorf in Baden-Württemberg. Ein Betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM) soll helfen, die Gesundheit der Beschäftigten zu erhalten. Künftig soll das BGM noch ausgeweitet werden. Britta Shellenberger ist Personalsachbearbeiterin im Fachbereich Personal und Organisation und zuständig für das BGM der Stadt. Im Interview erläutert sie die Pläne und geht auf die Rolle der Führungskräfte ein.
Frau Shellenberger, wie ist das Betriebliche Gesundheitsmanagement (BGM) der Stadtverwaltung Schorndorf aufgebaut?
Bei uns gibt es alle drei Säulen des BGM: Betriebliches Eingliederungsmanagement (BEM), Betriebliche Gesundheitsförderung und Arbeitsschutz. BEM wird bei uns seit der gesetzlichen Einführung 2004 praktiziert. Die Betriebliche Gesundheitsförderung erfolgt bei uns über unser internes Fortbildungsprogramm mit einem Baustein „Gesundheit“. Dort findet man zum Beispiel Rückenfit- und Yogakurse oder auch Kochevents. In Kooperation mit lokalen Stellen gibt es zudem verschiedene Angebote, wie etwa Betriebssportgruppen, Rabatte im städtischen Hallenbad und Sportverein oder auch ein Dienstradleasing. Darüber hinaus haben wir Gesundheitsziele festgelegt. So gibt es Dienstvereinbarungen zum Thema Sucht, aber auch zum mobilen Arbeiten, flexiblen Arbeitszeiten und zum Thema Sabbatical.
Was umfasst die dritte Säule?
Zum Arbeitsschutz gehören etwa der Arbeitsschutzausschuss, die Ausbildung von Ersthelfenden und Brandschutzhelfenden und das Angebot von Grippeschutzimpfungen über unseren Betriebsarzt. Wir haben aber auch 2020 erstmals die psychische Belastung mit einer Gefährdungsbeurteilung erfasst.
Nun wollen Sie das BGM noch ausbauen. Wo setzen Sie da an?
Die drei genannten Säulen laufen noch ziemlich isoliert voneinander. Das war auch das Ergebnis, als wir mithilfe der Unfallkasse Baden-Württemberg den Ist-Zustand unseres BGM analysiert haben. Mit dem BGM-Check des Instituts für Arbeit und Gesundheit der DGUV (IAG) fanden wir heraus, dass wir zwar alle wichtigen Anforderungen erfüllen, doch die Verzahnung zwischen den Säulen noch nicht funktioniert. Sie sind alle im Fachbereich Personal und Organisation angesiedelt, werden aber von verschiedenen Personen betreut, die sich auch nicht regelmäßig austauschen. Das wollen wir im nächsten Schritt ändern. Künftig sollen die Verantwortlichen in einem Steuerungsgremium zusammenkommen.
Wie wird dieses aufgebaut sein?
Wir haben uns entschlossen, dazu den Arbeitsschutzausschuss zu nutzen, weil dort die meisten relevanten Stellen bereits vertreten sind. Er soll zu einem Arbeitsschutz- und Gesundheitsausschuss werden. Künftig wollen wir zum Beispiel dort die BEM-Kennzahlen besprechen. Wir erheben anonymisiert die Gründe, ob es sich beispielsweise um physische oder psychische Ursachen handelt.
Um dann in der Prävention neue Ansätze zu finden?
Genau. Wir möchten etwa das Angebot in der Betrieblichen Gesundheitsförderung (BGF) genauer darauf zuschneiden, zur Vorbeugung beizutragen. Außerdem wollen wir bei der BGF die Zahl der Teilnehmenden genauer auswerten, auch um zu erfahren, ob einzelne Fachbereiche bestimmte Anforderungen haben.
Im neuen Arbeitsschutz- und Gesundheitsausschuss werden Führungskärfte stärker beteiligt
Inwieweit sitzen Führungskräfte im künftig erweiterten Arbeitsschutzausschuss?
Bislang ist es abhängig von der Funktion, wer im Ausschuss sitzt. Wir überlegen aber, ob wir Führungskräfte stärker mit einbinden, sodass sie zumindest rotationsweise zum Ausschuss gehören oder je nach behandeltem Thema dazukommen. Die Ergebnisse der Sitzungen bekommen die Verantwortlichen bereits jetzt zur Verfügung gestellt.
Welche Rolle spielen die Führungskräfte der Stadt Schorndorf sonst beim Thema Gesundheit?
Eine ganz zentrale. Wir möchten eine Kultur der Prävention leben und haben für die Verantwortlichen ein Führungshandbuch erstellt. Zu diesem gehören Grundsätze wie „Gesundes Führen“. Führungskräfte haben eine Vorbildfunktion, auch bei Themen wie Resilienz, Einhaltung von Pausen und der maximalen Arbeitsstunden. Außerdem sollen sie die Mitarbeitenden bei der Gesundheitsförderung unterstützen. Und sie sollen eine wertschätzende Kommunikation vorleben. Diese Themen gehören auch zum Fortbildungsprogramm, das wir unter anderem über die Akademie unserer Unfallkasse anbieten.
Werden auch die Beschäftigten befragt?
Die Mitarbeitenden einzubeziehen, ist uns sehr wichtig. Seit 2019 haben wir eine Ideenwerkstatt zum Thema Betriebliche Gesundheitsförderung. Viermal im Jahr treffen sich alle, die sich einbringen möchten und tauschen sich über neue Ideen aus. Außerdem können Beschäftigte über das Vorschlagswesen Impulse geben. Wir prüfen die Vorschläge auf Machbarkeit und setzen sie dann möglichst um.