Kolumne : Dank für eine gute Fahrt
Wenn Sie wie ich viel mit den öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs sind, können Sie zahlreiche Geschichten erzählen. Zu spät, zu voll, bestreikt, schmutzig und dann noch die Fahrzeugführenden. Direkt vor Ihrer Nase hat der die Tür zugemacht! Dabei kamen Sie gerade mit fliegenden Fahnen angerannt.
In Berlin sind die Fahrzeuglenkerinnen und -lenker seit eh und je von rauem Charme geprägt, wobei ihre Freude am Kommentieren und an Ordnungsrufen bezüglich der Fahrgäste leider stark nachgelassen hat. „Durchtreten, aber dalli, sonst geht es hier nicht weiter!“ oder „Machense jefällichst jlaich (Berlinisch für „gefälligst gleich“) die Türen frei, sonst stehen wir morgen noch hier“ – ja, diese Perlen der Servicekommunikation sind leider Vergangenheit. Das liegt wohl auch am noch raueren Klima der Fahrgäste, die zuweilen handgreiflich werden oder übel pöbeln.
Ich fragte mal in einer Untersuchungsreihe mit kommunalem Fahrpersonal des ÖPNV, wie oft es denn pro Jahr vorkomme, dass ein Fahrgast sie anspuckt. Der untersuchte Fahrer hob beide Hände mit ausgestreckten zehn Fingern hoch und meinte: „Das reicht nicht.“ Nach damaligem langem Zögern, Schutzscheiben für die Fahrerinnen und Fahrer einzuführen, sind diese mittlerweile schon lange Standard.
Der Fahrer aber war nichtsdestotrotz voller Freude an seinem Beruf – er sei seit 20 Jahren Busfahrer und liebe diese Tätigkeit. Sein Vater sei auch schon Busfahrer gewesen und sein Großvater …
Für mehr Zufriedenheit hinter dem Buslenkrad
Ich bewundere diese Menschen und denke mir immer: Ja, dafür muss jemand geboren sein und eine wahnsinnig tiefe, innere Ruhe haben. Meditieren sie ständig oder laufen morgens und abends zehn Kilometer? Wie dem auch sei, ich würde gern zur beruflichen Zufriedenheit und zum Wohlbefinden im Job meinen bescheidenen Beitrag leisten und fordere dazu auf, einen Tag im Jahr als „Tag der Busfahrerinnen und Busfahrer“ auszurufen.
An diesem Tag grüßen wir alle beim Einsteigen, überreichen kleine Blumen oder Pralinen. Wir gehen nach hinten durch und stehen nicht im Weg. Wir blockieren keine Sitze mit unseren Taschen. Ach ja – und wir drängeln nicht beim Ein- und Aussteigen. Und am Ende der Fahrt rufen wir fröhlich „Wie ruhig und sicher Sie wieder gefahren sind!“ oder „Danke für die Fahrt, es war wieder eine Freude, von Ihnen gefahren zu werden!“.
Ich empfinde Dankbarkeit für die vielen Busse. Dafür, dass mehrfach am Tag Züge kommen, Menschen in Schichten arbeiten, superfrüh aufstehen und uns auch nachts sicher durch die Gegend fahren. Sehr nette, gut gelaunte Zugbegleiterinnen und Zugbegleiter – ich bedanke mich bei Ihnen allen.
Das würde ich mir von allen wünschen und irgendwann führe ich es nur für mich selbst ein, das mit dem Geschenk oder der Blume. Grüßen, durchgehen und Nebensitz frei halten mache ich schon, das kostet nichts und hilft der Fahrgemeinschaft – oops, das sind ja wir alle.