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Wie sich Kommunen auf Katastrophen gut vorbereiten
Sturmschäden an Hochspannungsleitungen können regional für einen Stromausfall sorgen. Für solche Fälle müssen Kom­munen genauso gerüstet sein wie für längere Blackouts aus anderen Gründen. © picture alliance/dpa/Jan Woitas

Arbeitssicherheit : Wie sich Kommunen auf Katastrophen gut vorbereiten

Ein flächendeckender, anhaltender Stromausfall wäre eine große Katastrophe, sagt Ralf Fischer. Verantwortliche sollten sich deshalb bestmöglich vorbereiten, etwa mit Notfallplänen.

Den Katastrophenschutz kennt Ralf Fischer von mehreren Seiten: als Direktor eines Amtsgerichts in Nordrhein-Westfalen und als Stadtbrandinspektor der Freiwilligen Feuerwehr. Für sein Buch „Rechtsfragen im Katastrophenschutz“ hat sich der aus Schmallenberg im Sauerland stammende Autor mit vielen Arten von Katastrophen und ihren Folgen auseinandergesetzt – darunter auch dem Zusammenbruch der Energieversorgung.

Ralf Fischer, Buchautor, Direktor eines Amtsgerichts in Nordrhein-Westfalen und Stadtbrandinspektor der Freiwilligen Feuerwehr
Ralf Fischer, Buchautor, Direktor eines Amtsgerichts in Nordrhein-Westfalen und Stadtbrandinspektor der Freiwilligen Feuerwehr © privat

Herr Fischer, wie gut sind wir in Deutschland auf die Folgen längerer Stromausfälle vorbereitet?

Ein flächendeckender kompletter Blackout ist die größte technische Katastrophe, die wir uns in der Bundesrepublik vorstellen können. Darauf sind wir nur unzureichend vorbereitet. Selbst der Digitalfunk BOS, den die Organisationen mit Sicherheitsaufgaben nutzen, ist bei einem längerfristigen bundesweiten Stromausfall nur noch sehr eingeschränkt verfügbar.

Vor allem aber bräche alles zusammen, was wir an Infrastruktur kennen: von der Wasserversorgung über die Telekommunikation und die Verkehrsmittel bis zur Heizung. Nach mehr als 24 Stunden kämen auch die notstromversorgten Krankenhäuser an ihre Grenzen und es gäbe erste Tote.

Wie sähe die Situation auf lokaler oder regionaler Ebene aus?

Es ist immer eine Frage der Dauer. Für ein paar Stunden ist ein Stromausfall kein großes Problem. Da funktioniert die Notstromversorgung an kritischen Stellen wie eben Krankenhäusern noch. Aber alles, was länger als zwei oder drei Tage dauert, führt in die Katastrophe. Wenn die aber auf lokale und vielleicht noch regionale Ebene beschränkt ist, gäbe es noch die Chance, von außen Hilfe zu bringen.

Wie können sich Unternehmen, Einrichtungen und Führungskräfte auf solche Situationen vorbereiten?

Da sollte es Notfallpläne und Handlungsleitfäden geben – insbesondere für die kritische Infrastruktur. Zu der gehört ja auch die Justiz. Der Präsidentin des Oberlandesgerichts Hamm zum Beispiel liegt das Thema Stromausfall sehr am Herzen. Sie hat eine Arbeitsgruppe eingesetzt, die eine Handlungsanleitung erstellt hat.

Diese detaillierte Vorplanung beginnt bei Arbeitsplänen, die Kernpersonal einteilen, das bei Stromausfall automatisch in die Behörde kommt. Sie berücksichtigt aber auch die technische Seite. Dass zum Beispiel geladene Powerbanks da sind, mit denen sich mindestens noch ein Rechner betreiben lässt. Das Justizministerium Nordrhein-Westfalen hat diese Anleitung als Blaupause für Behördenleitungen genutzt.

Sie selbst sind seit Jahrzehnten bei der Freiwilligen Feuerwehr. Wie wichtig sind Ehrenamtliche für den Katastrophenschutz?

Ohne Ehrenamt ist Katastrophenschutz unmöglich. In Großstädten wie Köln oder Berlin mögen es die hauptamtlichen Kräfte über einen gewissen Zeitraum noch schaffen, aber nicht in Kleinstädten. Das betrifft längst nicht nur die Feuerwehr: Bei zusammengebrochener Energieversorgung braucht es das Technische Hilfswerk mit seinen großen Generatoren. Aber auch die ganzen Hilfsorganisationen wie das Deutsche Rote Kreuz sind bis zu 99 Prozent auf ehrenamtliche Kräfte angewiesen.