Arbeitssicherheit : Sichtbarkeit im Straßenverkehr
Jedes Jahr in der dunklen Jahreszeit nehmen die Straßenverkehrsunfälle mit Personenschaden zu, laut Statistischem Bundesamt sind die Monate November bis Januar für Fußgängerinnen und Fußgänger besonders gefährlich. Und gerade an Werktagen häufen sich auf Arbeits- und Dienstwegen die Unfälle. Denn Menschen, die zu Fuß oder auf dem Fahrrad bei Dunkelheit unterwegs sind, werden schnell übersehen.
Gesehen werden in passender Kleidung
Dabei kann schon die richtige Kleiderwahl wie helle und gut sichtbare Jacken dazu beitragen, Unfälle zu verhindern. Jacken mit retroreflektierenden Flächen oder Warnwesten machen Personen bereits in einem bis zu 120 Meter größeren Abstand für Autofahrerinnen und Autofahrer erkennbar als Personen in dunkler Kleidung. Das Material wirft das Scheinwerferlicht direkt zur Lichtquelle und somit zur Person im Auto zurück. „Viele Menschen wissen gar nicht, wie schlecht sie in dunkler Kleidung zu sehen sind“, sagt Corina Walther, Sachgebietsleiterin für Persönliche Schutzausrüstung gegen physikalische Einwirkungen am Institut für Arbeitsschutz der DGUV (IFA). Sie rät zu großflächigen retroreflektierenden Streifen oder Flächen vorne und hinten auf der Kleidung. Auch Mützen und Schuhe können mit solchen Flächen versehen sein. Für Rundumsichtbarkeit helfen Leucht- oder retroreflektierende Bänder für Arme, Beine, Taschen und Rucksäcke, die besonders durch die Bewegung zu guter Sichtbarkeit führen.
Um auch auf dem Fahrrad gut gesehen zu werden, verweist die Expertin nicht nur auf gut sichtbare Kleidung, sondern auch auf die Straßenverkehrs-Zulassungs-Ordnung (StVZO). Verpflichtend für ein verkehrssicheres Fahrrad sind demnach ein roter Rückstrahler und Rückscheinwerfer hinten und ein weißer Frontscheinwerfer und Frontreflektor vorne. Die Pedale brauchen je zwei Rückstrahler und beide Räder müssen mit Speichenreflektoren, sogenannten „Katzenaugen“, reflektierenden Speichenhülsen oder intakten Reflektorstreifen auf beiden Reifenseiten ausgestattet sein.
EU-Norm für retroreflektierende Kleidung und Zubehör
Beim Kauf von retroreflektierender Kleidung und Zubehör auf die Europäische Norm achten:
→ Für Freizeitkleidung oder retroreflektierendes Zubehör gilt die DIN-Norm EN 17353.
→ Für hochsichtbare Warnkleidung, also auch Warnwesten, gilt die DIN-Norm EN ISO 20471.
Doch auch mit all diesen Vorkehrungen geht für ungeschützte Personen zu Fuß oder auf dem Rad von Autos eine Gefahr aus. Autofahrende haben deshalb eine hohe Verantwortung. „Man sollte sich immer in die Lage anderer Verkehrsteilnehmender hineinversetzen“, so Walther. Das beugt bösen Überraschungen vor. Hinzu kommt: „Besonders bei Dunkelheit und schlechten Witterungsverhältnissen das Fahrtempo anpassen!“, um alle Verkehrsteilnehmenden zu schützen.
Fast jeder Mensch ist im Arbeitsalltag zumindest zeitweise am Verkehr beteiligt, ob auf dem Weg zur Arbeit oder auf Dienstfahrten und -wegen. Dass Beschäftigte bei Letzteren sicher am Straßenverkehr teilnehmen können, liegt in der Verantwortung der Arbeitgebenden. Sie müssen für intakte und gewartete Fahrzeuge sorgen und, wenn notwendig, persönliche Schutzausrüstung stellen, zu der auch Warnwesten gehören.
Sicher und sichtbar im Auto
Tempo anpassen:
Bei Schnee und Eis kann der Bremsweg bis zu vier Mal länger sein als auf trockener Straße. Deshalb Fahrgeschwindigkeit verringern und an Regen, Schnee, Nebel und Dunkelheit anpassen.
Uneingeschränkt aufmerksam:
Gilt eigentlich immer, aber im Dunkeln ganz besonders. Vor allem auf Personen achten, die
- an schlecht einsehbaren Stellen die Fahrbahn queren
- plötzlich zwischen parkenden Autos auf die Straße treten
Sehen und gesehen werden:
- Saubere Scheiben (von innen und außen). Dafür auch Dach und Motorhaube säubern. Verbliebener Schnee etwa könnte sonst während der Fahrt auf die Scheibe rutschen
- Intakte Scheinwerfer, Bremsen und Scheibenwischer
- Achtung: Sehschärfe und Kontrastsehen nehmen auch bei gesunden Augen in der Dunkelheit ab. Ab 40 Jahren die Augen regelmäßig untersuchen lassen
- Den kostenlosen Licht-Test nutzen: Jeden Oktober bieten deutschlandweit Kfz-Meisterbetriebe eine kostenfreie Überprüfung der Licht-Anlagen an
Bewusstsein schärfen, Sichtbarkeit trainieren
Die Zahlen der DGUV zum Arbeits- und Wegeunfallgeschehen zeigen aber, dass im vergangenen Jahr 19 Prozent aller meldepflichtigen Unfälle auf dem Weg zur oder von der Arbeit geschahen. Damit Beschäftigte auch auf diesen Wegen unfallfrei bleiben, sollten Führungskräfte gute Sichtbarkeit im Straßenverkehr unbedingt thematisieren – und mit gutem Beispiel vorangehen.
Führungskräfte können Infomaterialien oder die Teilnahme an Fahrsicherheitstrainings ermöglichen, etwa vom ADAC, der Deutschen Verkehrswacht, einigen Unfallkassen und vom Deutschen Verkehrssicherheitsrat (DVR). Dieser stellt eine Liste aller Anbieter von Verkehrssicherheitstrainings zur Verfügung. Auch Führungskräfte selbst sollten an solchen Trainings teilnehmen. Denn ihre Aufgabe ist nicht nur, die Relevanz von Sicherheit im Straßenverkehr zu vermitteln. Sie haben auch einer wichtigen Vorbildfunktion gerecht zu werden.