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Mentoring: Netzwerken und lernen
Wenn junge und erfahrene Führungskräfte sich austauschen, profitieren stets beide. Ein Mentoring-Programm kann das fördern. © Adobe Stock/Robert Kneschke

Führungskultur : Mentoring: Netzwerken und lernen

Junge Führungskräfte, die sich mit erfahrenen Kolleginnen und Kollegen austauschen – das ist das Ziel eines Mentoring-Programms der rheinland-pfälzischen Landesverwaltung.

Seit 2010 gibt es das Mentoring-Programm „Mehr Frauen an die Spitze!. Es verbindet Nachwuchsführungskräfte mit erfahrenen Führungskräften der rheinland-pfälzischen Landesverwaltung. Gesteuert wird das Projekt vom Ministerium für Familie, Frauen, Kultur und Integration.

Dr. Heike Jung leitet die zuständige Abteilung. Die 62-Jährige ist zudem selbst als Mentorin aktiv. Von 2020 bis 2022 war Svenja Baldauf ihre Mentee. Die 36-Jährige Juristin ist seit sechs Jahren im öffentlichen Dienst und Führungskraft bei der Polizei Rheinland-Pfalz.

Svenja Baldauf, und Dr. Heike Jung profitieren vom Mentoringprogramm.
Svenja Baldauf (links) und Dr. Heike Jung profitieren vom Mentoring-Programm © Privat

Frau Jung, wie kommen die Tandems im Mentoring-Programm zusammen?

Jung: Ein Lenkungsbeirat steuert das Programm und matcht auch Mentorinnen und Mentees. Vereinzelt suchen sich auch Mentees selbstständig eine Mentorin oder einen Mentor. Auch versuchen wir Wünsche der Mentees zu berücksichtigen, etwa dass die Mentorin Kinder hat und so die Möglichkeit besteht, sich mit ihr über die Vereinbarkeit von Familie und Beruf auszutauschen. Im Mittelpunkt steht aber immer das Thema Führung. Da spielt es auch keine Rolle aus welchem Ministerium oder aus welchem Fachbereich die einzelnen Personen kommen.

Frau Baldauf, warum haben Sie sich beworben?

Baldauf: Mir wurde durch meine damalige Vorgesetzte, die bereits Mentorin gewesen ist, relativ zu Beginn meiner Tätigkeit im öffentlichen Dienst das Programm vorgestellt, und ich war sofort angetan. Ich hatte ein großes Interesse daran, mich sowohl mit Frauen am Beginn ihrer beruflichen Laufbahn als auch mit den Mentorinnen und Mentoren auszutauschen, um meine persönlichen und sozialen Fähigkeiten unter Nutzung des Wissens erfahrener Führungskräfte zu erweitern. Ich suchte Unterstützung dabei, vergangene und anstehende herausfordernde Situationen zu analysieren, mein Führungsverhalten zu reflektieren sowie unter Anleitung eigene Lösungen zu entwickeln.

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Wie oft haben Sie als Tandem gesprochen und um welche Themen ging es?

Baldauf: Wir haben uns alle vier bis sechs Wochen ausgetauscht. Dabei durfte ich die Themen einbringen. Häufig ging es um Herausforderungen mit einzelnen Mitarbeitenden in meiner Rolle als Führungskraft und den sich für mich ergebenden Herausforderungen in meiner Rolle als Mitarbeiterin gegenüber meiner Führungskraft. Frau Jung hat mir Impulse gegeben, mich angeleitet, so dass ich auf schwierige Gespräche gut vorbereitet war und Konflikte oder Herausforderungen immer gut lösen konnte.

Jung: Das gesamte Rahmenprogramm mit Workshops, etwa zu guter Führung oder erfolgreichem Verhandeln sowie wie Netzwerktreffen aller Tandems war im ersten Jahr aufgrund der Pandemie nicht möglich. Die Zeitspanne wurde deswegen verlängert. Dadurch haben Frau Baldauf und ich sehr viel Zeit miteinander verbracht. So ist ein sehr intensiver und vertrauensvoller Prozess miteinander entstanden. Davon haben wir beide enorm profitiert. Viele unterschiedliche Themen wurden besprochen, die sich alle im Kontext der täglichen Arbeit von Frau Baldauf ergaben.

Sie sind beide mit Anfang 30 bereits Führungskraft geworden. Wie haben ältere Beschäftigte jeweils reagiert?

Baldauf: Wie gut es funktioniert, hat viel mit der eigenen Haltung zu tun. Es ist wichtig, wie man auf andere zugeht und auf sie eingeht. Zugleich habe ich die Position angenommen, dass ich von dem Erfahrungswissen der älteren und dienstälteren Mitarbeitenden lernen kann. Meine Mitarbeitenden haben mich hierdurch schneller als ihre neue Führungskraft akzeptiert.

Jung: Bei mir war das vor 30 Jahren noch anders. Es war heftig, was ich teilweise erlebt habe. Damals war das eher noch so, dass automatisch der Ältere oder die Erfahrene befördert wurde. Da waren viele überrascht, dass da plötzlich eine junge Frau kam. Wenn man auf den demografischen Wandel schaut, wird es künftig noch häufiger vorkommen, dass Jüngere schon früh in Führungspositionen kommen. Da wird es wichtig sein, dass sich diese jungen Menschen Unterstützung holen, zum Beispiel durch Coaching oder Supervision.

Stehen Sie nach Ende des Mentoring-Programms noch miteinander in Kontakt?

Jung: Wir telefonieren manchmal miteinander, treffen uns zudem noch ab und zu zum Essen oder trinken einen Kaffee zusammen. Da hat sich eine schöne Verbindung ergeben.

Baldauf: Ich genieße es immer wieder, mich mit Frau Jung auszutauschen. Das gesamte Mentoring-Programm hat mir viel gegeben und meine Qualität als Führungskraft verbessert. Es war eine sehr bereichernde Zeit, die sich positiv auf mein komplettes Berufsleben ausgewirkt hat und zukünftig werden wird.