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Ekzemen vorbeugen: Hautschutz in der Pflege
Die Handdesinfektion gehört im Krankenhaus zur täglichen Hygieneroutine. © Getty Images/Georgiy Datsenko

Gesundheitsschutz : Ekzemen vorbeugen: Hautschutz in der Pflege

Die Arbeit im Krankenhaus stellt hohe Ansprüche an den Hautschutz der Hände. Passende Schutzmaßnahmen beugen Ekzemen bei Beschäftigten vor.

Wunden versorgen, Mahlzeiten reichen, Patientinnen und Patienten bei alltäglichen Aufgaben helfen: Die Arbeit als Pflegekraft in einem Krankenhaus ist vielfältig und körperlich teils sehr herausfordernd – auch für die Haut, insbesondere die an den Händen der Beschäftigten. Durch häufiges Waschen und Desinfizieren kann es zu trockenen, rissigen Stellen und entzündlichen Hauterkrankungen kommen. Laut Studien entwickeln bis zu 30 Prozent aller Beschäftigten im Pflegesektor im Laufe ihres Berufslebens solche Ekzeme an den Händen, erklärt der Dermatologe Dr. Michal Gina, Referatsleiter Berufsdermatologie am Institut für Prävention und Arbeitsmedizin der DGUV (IPA). Am häufigsten laute die Diagnose: Abnutzungsekzem, also ein Ekzem, das durch Störung der natürlichen Hautbarriere infolge zu vieler Irritationen entsteht. Im schlimmsten Fall resultiert daraus eine dauerhafte Berufsunfähigkeit.

Gefährdungsbeurteilung erstellen

Als wichtiges Instrument zum Schutz der Beschäftigten und zur Vorbeugung der Ekzeme empfiehlt der Facharzt die Gefährdungsbeurteilung. Die Gefährdungen der Haut zum Beispiel durch Feuchtarbeit können nach der technischen Regel Gefährdung durch Hautkontakt (TRGS 401) ermittelt werden. Nur wenn die Gefährdungsbeurteilung für die verschiedenen Arbeitsbereiche in einem Krankenhaus sorgfältig erfolgt sei, könnten Führungskräfte daraus in Zusammenarbeit mit arbeitsmedizinischen Fachkräften entsprechende Maßnahmen formulieren.

Unterweisen und schulen

Auf Grundlage der Gefährdungsbeurteilung sollten Führungskräfte einen Hautschutzplan für jeden Arbeitsbereich aufstellen. In Form einer Tabelle sind in diesen Plänen alle Hautschutzmittel festgeschrieben, die die Beschäftigten in ihrer jeweiligen Tätigkeit benutzen sollten. „Mit einem Blick können die Beschäftigten dann erkennen, welche Handschuhe oder welches Hautschutzmittel sie in der aktuellen Situation benötigen“, so Gina. Wichtig sei hierbei, dass nach Erstellen einer Gefährdungsbeurteilung und eines Hautschutzplans eine entsprechende Unterweisung und Schulung erfolge, in denen die Pflegekräfte lernen, wie sie die einzelnen Mittel anwenden können und etwaige Rückfragen beantwortet bekommen.

STOP-Prinzip

Beim Hautschutz für Pflegekräfte gilt zunächst das STOP-Prinzip (Substitution vor technischen, organisatorischen und persönlichen Maßnahmen). Führungskräfte sollten schädigende Stoffe nach Möglichkeit ersetzen und organisatorisch hautschonende Arbeitsabläufe etablieren. So kann der Kontakt mit reizenden Stoffen minimiert werden und die Haut der Mitarbeitenden hat genug Zeit, sich von Belastungen zu erholen. Und nicht zuletzt sollten Führungskräfte persönliche Schutzausrüstung für die Beschäftigten bereitstellen.

Gut zu wissen

Was ein Hautschutzplan je nach Bedarf auflisten sollte:

  • Hautschutz: Was ist vor Arbeitsbeginn, nach Pausen und gegebenenfalls nach dem Händewaschen zu tun? Welche Präparate stehen bereit (mit Kennzeichnung von Gebinde/ Spender/Tube)?
  • Handschuhe: Aufführen, welche Art von Schutzhandschuhen zu verwenden und wann sie zu tragen sind.
  • Haut reinigen: Während der Arbeit, vor Pausen und vor Arbeitsschluss. Auch hier die zur Verfügung stehenden Mittel aufführen (mit Kennzeichnung von Gebinde/Spender/ Tube).
  • Hände desinfizieren: Geschieht nach Bedarf. Es können aber auch betriebliche Vorgaben gemacht werden. Die zu verwendenden Mittel nennen (mit Kennzeichnung von Gebinde/Spender/Tube).
  • Haut pflegen: Nach der Arbeit, nachdem das letzte Händewaschen erfolgt ist. Pflegepräparate nennen (mit Kennzeichnung von Gebinde/Spender/Tube).

Klicktipp: Vorlagen für den Hand- und Hautschutzplan

 

Handschuhe schützen die Haut. Dauerhaftes Tragen kann aber ebenfalls negative Folgen haben. © Getty Images/ronstik

Material spielt wichtige Rolle

Primäres Mittel zum Schutz der Haut seien in diesem Fall Handschuhe, sagt Gina. Je nach Tätigkeit kämen Handschuhe aus verschiedenen Materialien wie Nitril oder bei manchen Tätigkeiten aus weicheren Stoffen wie Baumwolle zum Einsatz. Nicht gepuderte Latexhandschuhe werden weiterhin oft in OPs eingesetzt. Die Handschuhe sollen dazu dienen, den Kontakt mit reizenden Stoffen wie Flächendesinfektionsmitteln zu minimieren. Doch auch hier sei Vorsicht geboten, wie der Dermatologe betont: Bei bestehender Schädigung der Haut, etwa auch durch Erkrankungen wie Neurodermitis, kann sich der Zustand durch das dauerhafte Tragen von Handschuhen unter Umständen verschlechtern und die Hautempfindlichkeit erhöhen.

Klicktipp

Antworten auf häufig gestellte Fragen zum Thema Hautschutz.

Effektive Nutzung von Handschuhen

Man spricht dann von einer Handschuhokklusion: Handschweiß kann nicht mehr verdunsten, die Hornschicht quillt auf, Zellstrukturen lockern sich. Die Haut wird in der Folge noch anfälliger für Schadstoffe. Es empfehle sich daher ein Wechsel zwischen Phasen des Handschuhtragens und Phasen ohne Handschuhe. Bei längerem Einsatz der feuchtigkeitsdichten Handschuhe können etwa Baumwoll-Unterziehhandschuhen getragen werden, so Gina. Milde Seifen und rückfettende Desinfektionsmittel können im Alltag die Belastung für die Haut reduzieren. Wenn möglich sollten Beschäftigte die Frequenz des Händewaschens auf ein notwendiges Minimum reduzieren. In Bereichen, wo es erlaubt ist, sollten die Hände desinfiziert statt gewaschen werden.

Gut zu wissen

Schutzhandschuhe richtig benutzen Einweghandschuhe dienen dazu, Infektionen mit Keimen zu verhindern, aber auch den Kontakt mit irritierenden Stoffen zu reduzieren. Dabei dienen sie sowohl dem Eigen- als auch dem Fremdschutz. Damit dieser auch tatsächlich gewährleistet ist, gilt es Folgendes zu beachten:

  • Einmalhandschuhe nur einmal benutzen. Zu beachten ist, dass sich an Materialien wie Latex oder Vinyl Keime deutlich besser anheften können als an menschlicher Haut. Manche Handschuhe können aber unter bestimmten Umständen auch desinfiziert werden, womit ein häufiger Wechsel der Handschuhe vermieden wird.
  • Einmalhandschuhe sollten nur dann getragen werden, wenn sie wirklich nötig sind. Bei allen anderen Tätigkeiten sollten Beschäftigte sie ausziehen.
  • Das korrekte An- und Ausziehen von Schutzhandschuhen sollten Beschäftigte in Unterweisungen üben.
  • Handschuhe ersetzen keine regelmäßige Handhygiene. Nach korrektem An- und Ausziehen der Handschuhe müssen die Hände in hygienesensiblen Bereichen trotzdem gewaschen und desinfiziert werden.

Regelmäßige Untersuchungen

Die Hautschutzmaßnahmen regelmäßig gemeinsam mit Fachkräften für Arbeitssicherheit und Arbeitsmedizinerinnen beziehungsweise Arbeitsmedizinern auf ihre Wirksamkeit zu überprüfen, ist eine wichtige Aufgabe für Führungskräfte. Kommt es trotz der festgeschriebenen Maßnahmen zu Hautirritationen beim Personal, muss gegebenenfalls nachgebessert werden. Wenn eine Hautgefährdung vorliegt, sollten Beschäftigte regelmäßig zu betriebsärztlichen Untersuchungen gehen (arbeitsmedizinische Vorsorge), um den Zustand der Haut im Blick zu behalten. Hautärztinnen oder Hautärzte helfen bei Bedarf weiter.