
Führungskultur : Virtuelle Teamarbeit stärken
Nicht nur in Unternehmen, sondern auch in Behörden und Einrichtungen ist das Homeoffice längst zu einem etablierten Arbeitsmodell geworden. Wenn immer nur von zu Hause aus gearbeitet wird, kann der Teamspirit schon mal auf der Strecke bleiben. Gleiches gilt bei hybrider Zusammenarbeit – also der Kombination aus Homeoffice und Anwesenheit. Arbeiten Kolleginnen und Kollegen virtuell und sehen sich nur selten persönlich, sind Führungskraft und Team gefragt, über die Distanz hinweg zusammenzuhalten. Für die Führungskraft bedeuten moderne Arbeitsmodelle eine neue Führungsrolle. Statt einer Kontrollinstanz, in der Personen direkt greifbar sind, steht heute eher eine moderierende Funktion im Vordergrund. Auch für Teams ergeben sich durch hybrides Arbeiten neue Herausforderungen. Zum Beispiel, dass der ungeplante Austausch verloren geht, der sonst auf dem Büroflur oder in der Kaffeeküche ganz natürlich erfolgt.
Richtlinien für Zusammenarbeit aufstellen
Teambuilding-Maßnahmen können helfen, dieses Defizit auszugleichen. Für Elisa Begerow hat dabei der persönliche Kontakt Vorrang: „Es ist wichtig, Teambuilding-Maßnahmen in Präsenz durchzuführen, um das Vertrauen und den Zusammenhalt zu stärken“, sagt die stellvertretende Leiterin des Sachgebietes Veränderung der Arbeitskulturen der DGUV und Arbeitspsychologin bei der VBG. Gerade bei hybrider Teamarbeit empfiehlt sie, dass das Team in einem persönlichen Treffen erst einmal schaut, wie alle verortet sind und wie die virtuelle Zusammenarbeit aussehen kann. Dazu können die Beteiligten beispielsweise in einem Präsenz-Workshop Vereinbarungen erarbeiten, wie das Team künftig zusammenarbeiten möchte – seien es klare Regeln oder eher Prinzipien, die als Richtschnur herangezogen werden.
Formate für Teambuilding
Treffen in Präsenz schaffen Nähe und fördern das Vertrauen untereinander.
Virtuelle Kaffeepausen dienen dem sozialen Miteinander und informellen Austausch.
Mystery-Meetings sorgen für ein Kennenlernen über Abteilungsgrenzen hinweg.
Bewegte Pausen lassen sich auch virtuell als Team abhalten und fördern die sportliche Aktivität.
Begerow wirbt außerdem für Teambuilding-Maßnahmen, weil bei virtueller Arbeit häufig auch die Arbeitsdichte zunimmt. Ein virtuelles Teambuilding, das als Extra-Online-Meeting stattfindet, kommt zu den üblichen Besprechungsterminen hinzu. Je nachdem, wie voll die Terminkalender seien, könne dies schnell hinten runterfallen, weil ein inhaltliches Meeting meist Vorrang habe, sagt die Arbeitspsychologin.
Von Präsenz bis Mystery-Meetings
Virtuelle Maßnahmen könne es flankierend geben. Expertin Begerow hält beispielsweise einen informellen Austausch vor oder nach inhaltlichen Meetings oder einen virtuellen Coffee Walk für sinnvoll – also, wenn Personen einfach miteinander telefonieren und jede für sich spazieren geht. Eine weitere Möglichkeit seien sogenannte Mystery-Meetings, bei denen Personen online automatisch anderen zugeschaltet werden, ohne selbst Einfluss darauf zu haben, wen sie treffen. Auf diese Weise lernen Beteiligte neue Personen in der Organisation kennen. Das empfiehlt sich besonders für neue Beschäftigte. Sie können sich bekannt machen und ein Netzwerk im neuen Unternehmen aufbauen. Außerdem können gemeinsame virtuelle Mittagessen dem Austausch und dem Teamgedanken dienen.
Klicktipp: Faktorenblätter für virtuelle Teamarbeit
Die iga stellt sieben Faktoren für virtuelle Teamarbeit vor.
Wie häufig Maßnahmen stattfinden sollten, hängt vom jeweiligen Team ab. Arbeitet ein Team komplett virtuell oder gibt es vielleicht einen festen Präsenztag? In dem Fall kann das Team an diesem Tag gemeinsam Mittag essen oder den Präsenztag primär für gemeinsame Projekte und Austausch nutzen.
Alternativ lässt sich ein wöchentlicher virtueller Termin für den Austausch untereinander festlegen. Begerow rät, nach dem Prinzip „Versuch und Irrtum“ vorzugehen. „Ausprobieren, immer die Beschäftigten einbeziehen und schauen, was für das Team individuell passt.“ Wichtig sei außerdem, Teambuilding als Aufgabe zu begreifen, für die es Zeit und Raum brauche. Führungskräfte sollten dafür sorgen, dass sie selbst, aber auch das Team über die benötigten Ressourcen verfügten.