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Psychische Gesundheit: Nachholbedarf in vielen Einrichtungen
Beschäftigte brauchen bei psychischen Erkrankunge professionelle Hilfe © Adobe Stock/Viacheslav Yakobchuk

Umfragen : Psychische Gesundheit: Nachholbedarf in vielen Einrichtungen

Was wissen Sie über psychische Erkrankungen? Eine Umfrage unter Leserinnen und Lesern von top eins zeichnet ein gemischtes Bild.

Psychische Erkrankungen bedeuten oft großes Leid für die Betroffenen – und können lange Fehlzeiten am Arbeitsplatz zur Folge haben. Umso sinnvoller sind betriebliche Maßnahmen, um erkrankte Beschäftigte zu unterstützen – etwa gezielte Wissensvermittlung im Team, um das Thema zu enttabuisieren und auf mögliche interne und externe Hilfsangebote hinzuweisen. Hier wurde schon einiges getan, aber in vielen Unternehmen und Einrichtungen besteht noch Nachholbedarf. Zu diesem Ergebnis kommt zumindest eine nicht repräsentative Umfrage unter Leserinnen und Lesern der top eins, an der 239 Personen teilgenommen haben.

Bei rund 60 Prozent der Befragten wurde im Unternehmen mindestens eine Maßnahme bereits umgesetzt, um das Wissen zu psychischen Erkrankungen zu schärfen. Besonders häufig wurden hier Info-Mails und Info-Veranstaltungen mit allgemeinen Hinweisen und Hilfsangeboten für alle Beschäftigen genannt. Doch 40 Prozent der Befragten antworteten, dass psychische Erkrankungen in ihrer Einrichtung bislang gar nicht thematisiert wurden.

*von den 239 Befragten der top-eins-Umfrage © raufeld

Der Wille, künftig aktiv zu werden, ist da

Entsprechend fehlt vielen Führungskräften noch Input zum Thema – etwa, um bei Verhaltensauffälligkeiten im Team richtig reagieren zu können. Auf die Frage, ob sich die Befragten ausreichend über psychische Erkrankungen am Arbeitsplatz informiert fühlen und wissen, welche Angebote es zur Prävention und Unterstützung gibt, antworteten ebenfalls 40 Prozent mit „nein, gar nicht“ oder „eher nicht“. Nur rund 28 Prozent gaben „ja, absolut“ oder „eher ja“ an – die Übrigen antworteten mit „teils, teils“.

Immerhin scheint bei vielen Führungskräften oder deren Arbeitgebenden der Wille da zu sein, sich mit psychischen Erkrankungen und deren Auswirkungen zu beschäftigen: 71 Prozent wollen künftig Maßnahmen umsetzen, um das Wissen zum Thema zu schärfen – etwa mit Info-Veranstaltungen oder Info-Mails für Führungskräfte oder für das ganze Team. Aber jede vierte Person gab an, dass sie oder ihre Einrichtung derzeit keine Maßnahmen planen.

Doch wen können Führungskräfte und andere Beschäftigte ansprechen, wenn sie Fragen zu psychischen Erkrankungen haben oder glauben, selbst betroffen zu sein? Gibt es fachliche Ansprechpersonen am Arbeitsplatz? Nicht überall: Neun Prozent der Befragten antworteten mit „nein, keine“, zehn Prozent mit „weiß ich nicht“. Aber die große Mehrheit (83 Prozent) konnte eine oder mehrere Ansprechpersonen in ihrer Einrichtung nennen. Besonders oft die Betriebsärztin oder den Betriebsarzt, teilweise auch die Betriebliche Gesundheitsmanagerin/ den betrieblichen Gesundheitsmanager oder Betriebliche Sozialarbeitende. Selten wurden externe Beratungsdienstleistende oder geschulte Führungskräfte genannt.

*von den 239 Befragten der top-eins-Umfrage © raufeld

Führungskräfte sind vor allem durch große Arbeitsmenge belastet

Und wie schätzen Führungskräfte ihre eigene Situation ein? Sehen sie sich Risikofaktoren ausgesetzt, die psychische Krankheiten begünstigen – etwa geringem Handlungsspielraum oder großem Zeitdruck? Tatsächlich können mit 91 Prozent fast alle Befragten mindestens einen Risikofaktor nennen. Mehr als die Hälfte fühlt sich durch große Arbeitsmenge und hohen Zeitdruck belastet (51 Prozent) – damit ist dieser Faktor der Spitzenreiter. Im Mittelfeld liegen geringer Handlungs- und Entscheidungsspielraum und häufige Unterbrechungen sowie regelmäßige Überstunden. Verhältnismäßig wenige Führungskräfte fühlen sich von Unterforderung (13 Prozent) oder Streit/ Mobbing (15 Prozent) betroffen.