Führungskultur : Wachsen durch Wissen: Weiterbildung für Führungskräfte

Zwei Tage nicht erreichbar. Ist das wirklich klug? Sich für eine Weiterbildung zu entscheiden, ist für Führungskräfte mitunter nicht leicht. Ihre Kalender sind gefüllt, während sich E-Mails und To-do-Listen stapeln. Weiter­bildung erscheint vielen wie ein ­Luxus, den sich Führungskräfte kaum leisten dürfen. Doch genau hier liegt das Dilemma: Gerade weil der Druck so hoch ist, ist Weiter­bildung nicht entbehrlich, sondern unbedingt notwendig.

Eine Arbeitswelt, die von ständigem Wandel, neuen Technologien und Arbeitsbedingungen geprägt ist, stellt Organisationen vor Heraus­forderungen. Klimawandel, Informationsflut und Arbeitsverdichtung verursachen zudem neue Gesundheitsrisiken. Das schlägt sich auch im Fortbildungsbedarf nieder. „Wenn wir über Trends sprechen, dann hat sich die Nachfrage nach ­Seminaren zu psychologischen ­Themen und zu Themen der Gesundheit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den vergangenen zehn Jahren deutlich verstärkt“, sagt Dr. Thomas Kohstall, Abteilungsleiter Qualifizierung am Institut für Arbeit und Gesundheit der DGUV (IAG).

Weiterbildungen sind entscheidend dafür, dass Führungskräfte eine ­gesunde und sichere Arbeitsum­gebung für ihre Mitarbeitenden schaffen. Sich weiterzubilden, ist zudem im gesamten beruflichen Werdegang empfehlenswert. Doch es gibt einige Angebote, die je nach Erfahrungsstufe besonders geeignet sind.

Der Einstieg: Grundlage für erfolgreiches Wirken

Für neue Führungskräfte sind Weiter­bildungen eine unverzicht­bare Orientierungshilfe und helfen dabei, den Übergang in die Führungsverantwortung selbstbewusst zu meistern. Grundlegende Themen wie Führungsstil, Konfliktmanagement und Kommunikation bilden die Basis. Ergänzend dazu stärken Schulungen zu Zeitmanagement und Teamdynamik ihre Kompetenz in der neuen Rolle.

Gleichzeitig sollten unerfahrene Führungskräfte ein solides Ver­ständnis für Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz entwickeln. Kohstall empfiehlt: „Sie sollten sich mit ihrer Verantwortung und den Grundlagen des Arbeitsschutzes – von ­Erster Hilfe über Ergonomie bis zur psychischen Gesundheit – vertraut machen.“ Dazu gehöre es auch, das eigene Verhalten zu reflektieren und als gutes Vorbild voranzugehen.

Für Fortgeschrittene: Weiterbildung als Wachstumschance

Erfahrene Führungskräfte sollten sich ebenfalls regelmäßig weiter­bilden. Besonders in Zeiten von ­Digitalisierung und zunehmenden Transformationsprozessen gewinnen Themen wie Change Management an Bedeutung. Die Fähigkeit, Veränderungen aktiv zu begleiten und Teams in unsicheren Phasen Orientierung zu geben, ist ent­scheidend. Auch die Beherrschung digitaler Werkzeuge ist unverzichtbar. Weiterbildungen vermitteln beispielsweise Wissen zu künst­licher Intelligenz (KI) oder Projekt­management-Tools.

Eine weitere tragende Säule ist die wertorientierte Führung. In einer zunehmend diversifizierten Ar­beitswelt ist es wichtig, ethische Prinzipien wie Antidiskriminierung und demokratische Entscheidungsprozesse zu verankern. Kohstall empfiehlt: „Für erfahrene Führungskräfte kann es sehr wertvoll sein, ein persönliches Coaching in Anspruch zu nehmen, anstatt Gruppenseminare zu besuchen.“ Außerdem können fortgeschrittene Führungskräfte sich in Mentoring-­Programmen engagieren. ­Indem sie ihr Wissen an die nächste Genera­tion weitergeben, leisten sie einen nachhaltigen Beitrag zur ­Ent­wicklung ihrer Organisation.